was tun in hamburg?:
Fr, 19. 1. bis So, 4. 2., Thalia Theater
Demokratie in Gefahr
Die „hohe Kunst der Demokratie“ ist in Gefahr. Davon gehen die diesjährigen Lessingtage des Thalia-Theaters aus und beschäftigen sich in internationalen Gastspielen unter anderem mit der Brutalisierung der politischen Sprache (im Stück „Hymne an die Liebe“ der polnischen Regisseurin Marta Górnicka und in „Clean City“ des Athener Onassis Cultural Centre), mit der Wut und Orientierungslosigkeit der jungen Generation („1993“ des französischen Regisseurs Julien Gosselin), Ökologie (Jette Steckels Burgtheater-Inszenierung von Ibsens „Der Volksfeind“ (Foto)) oder Didier Eribons „Reise nach Reims“, die Thomas Ostermeier für die Schaubühne am Lehniner Platz mit der Schauspielerin Nina Hoss zu einem Mix aus Dokumentation und Autobiografie gemacht hat. Außerdem gibt es zahlreiche Eigenproduktionen, darunter Gernot Grünewalds „Performing Embassy of Hope“. Die Eröffnungsrede am kommenden Sonntag hält der türkische Journalist und Dokumentarfilmer Can Dündar, der über die Bedrohung der Demokratie in Europa spricht.
Di, 16. 1., 19 Uhr, Helmut-Schmidt-Uni/Hörsaal 5
Bundeswehr erinnert sich
Mit ihrer eigenen Geschichte und ihrem Selbstverständnis beschäftigt sich die Bundeswehr ab Dienstag in einer Vorlesungsreihe, in der sich Historiker*innen vor allem mit Erinnerungskultur und Vergangenheitspolitik beschäftigen. Kern der Auseinandersetzung ist deshalb eine kritische Auseinandersetzung mit den Verbrechen der Wehrmacht sowie die Rezeption der Wehrmacht in der Bundeswehr und der deutschen Nachkriegsgesellschaft. Den Auftakt macht am Dienstag die Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann mit einem grunsätzlichen Aufriss zum Thema „Erinnern oder Vergessen – die ethische Wende in der deutschen Erinnerungskultur“. Drei Wochen später spricht der Militärhistoriker Detlef Bald über militärische Traditionspolitik.
Do, 18. 1., 20 Uhr, Schauspielhaus
Publikumsführung
Das Publikum so zu führen, als spiele man virtuos eine Orgel, das war bei „Psycho“ Alfred Hitchcocks Ziel, hat der Regisseur seinem französischen Kollegen François Truffaut einmal verraten. Eben das gelingt dem Schauspieler Matthias Brandt und dem Sänger und Pianisten Jens Thomas in ihrer ungewöhnlichen Live-Interpretation des Filmklassikers. Abgesprochen ist dabei nämlich nur der allgemeine Rahmen, gefüllt wird der Assoziationsraum dann aber mit ganz und gar spontaner Interaktion: Brandt liest, Thomas improvisiert dazu auf dem Klavier einen eindringlichen Soundtrack. Und das Publikum ist gebannt – unmittelbarer hat man die schreckliche Nacht im Bates-Motel selten erlebt. (matt)
Mi, 17. 1., 19 Uhr, Rote Flora
Sündenbänker
Sucht man, ganz blauäugig, auf der Homepage der Roten Flora nach diesem Termin, findet man ihn – nicht. Wenn man aber schon mal da ist, kann man ja genauso gut lesen, was sich hinter „Positionspapiere“ verbergen mag, und dort stößt man dann zumindest aufs Thema: in Gestalt eines länglichen Debattenbeitrags zum „Antisemitismus innerhalb der Linken“. Eben darüber hat nun die Berliner Sozialwissenschaftlerin Sina Arnold geforscht: „Antisemitismusdiskurse in der US-amerikanischen Linken nach 9/11“, so lautet der Untertitel ihres Buchs „Das unsichtbare Vorurteil“ (Hamburger Edition 2016, 488 S., 38 Euro, E-Book 29,99). Über allzu kurz springende Kapitalismuskritik im „Occupy“-Zelt, Bänker als Sündenböcke und, klar: die BDS-Kampagne spricht Arnold nun im Rahmen der Reihe „Kantine 3000“, dem „monatlichen Kulturgedöns mit Barabend in der Roten Flora – wie stets mit stilvollen Getränken (Champagner), Essbarem (Kuchen, Muffins, Canapés) und Bier (Bier)“. (aldi)
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