Kindergarten aus Hohenschönhausen

Team der Woche: Für die Eisbären hat die DEL-Saison begonnen – mit einer Niederlage gegen die Ice Tigers. Der deutsche Meister tritt mit einem jungen Team an: Mit Neuverpflichtungen wartet man, bis NHL-Profis zu haben sind

Sie haben hoch gepokert in Hohenschönhausen. Sie haben einfach gewartet. Vielleicht haben sie zu hoch gepokert. Am Freitagabend hat die neue Saison der Deutschen Eishockeyliga für den amtierenden deutschen Meister begonnen. Die Eisbären verloren das Auftaktspiel bei den Nürnberg Ice Tigers mit 2:4 (0:3, 0:0, 2:1). Und es hat niemanden verwundert, dass die Berliner eigentlich nie eine Chance hatten gegen die Franken.

Während nämlich in all den anderen Mannschaften der deutschen Eliteklasse in den vergangenen Wochen eifrig am Kader gewerkelt wurde, Neuverpflichtungen oder Vertragsauflösungen vermeldet wurden, tat sich bei den Eisbären nichts. Die Berliner wollen warten bis die Trainingscamps für die amerikanische Profiliga NHL beendet sind. Dort versuchen sich derzeit etliche Klassespieler für Verträge zu bewerben. Diejenigen, die es nicht schaffen, in der NHL unterzukommen, werden sich auf dem europäischen Markt anbieten. Bis Ende des Monats kann es also noch dauern, bis die Eisbären neue Namen präsentieren.

Auch in der vergangenen Saison, als die NHL bestreikt wurde und viele Überseeprofis in der DEL angeheuert haben, warteten die Berliner lange, bis sie tätig wurden. Am Ende verpflichteten sie Erik Cole, der nach Anlaufschwierigkeiten zum besten Playoffspieler der Liga wurde und als Hauptverantwortlicher für den Titelgewinn gilt. Einen ähnlichen Coup wollen die Eisbären in dieser Saison auch landen. Deshalb pokern sie, deshalb nehmen sie Niederlagen zum Saisonauftakt billigend in Kauf. Derzeit schickt der Meister Mannschaften aufs Eis, deren Altersschnitt klinsmannsch niedrig liegt.

Doch es ist schwer, die Nerven zu behalten. Sechs der zwölf Ausländerlizenzen waren in der letzten Woche noch nicht vergeben. Um nicht ganz baden zu gehen, bekam eine davon vor dem Spiel in Nürnberg noch schnell Richard Mueller, auf dessen Einbürgerung man eigentlich warten wollte. Jetzt ist einer der Ausländerplätze vergeben, ohne dass man einen fertigen Star aus der NHL präsentieren konnte. Mueller ist erst 23 Jahre alt.

Geholfen hat es zunächst noch nichts. Der Kindergarten aus Hohenschönhausen wird sich wohl weiterhin schwertun zu Beginn der Saison. Die jungen Spieler müssen Verantwortung übernehmen; vielleicht gelingt einem von ihnen ja schon bald der Durchbruch. Das 2:4 der Berliner in Nürnberg erzielte ein gewisser René Kramer. Er ist noch keine 18 Jahre alt.

Andreas Rüttenauer