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Anke Engelkes neuer Sohn heißt wie ihr alter Freund. Oder: Wie dpa einer „Bild“-Falschmeldung aufsaß

„Wir sind in der Tat – und das wird selbst von unseren strengsten Kritikern eingeräumt – DAS LEITMEDIUM“, hat Kai Diekmann, Bild-Chefredakteur, mal geschrieben. Und Anke Engelke hat kürzlich ein Kind bekommen.

Wenn Sie zufällig einen Internetzugang zur Hand haben, tippen Sie doch spaßeshalber mal www.welt.de/data/2005/08/25/764976.html ein. Oder www.netzeitung.de/entertainment/people/354492.html. Sie können’s allerdings auch lassen, denn das Internet wird Ihnen sagen: „Der Server kann die angeforderte URL nicht finden“ (Welt.de). Oder: „Der von Ihnen aufgerufene Artikel befindet sich nicht mehr im Archiv“ (Netzeitung.de). Ja, in der Online-Ausgabe der Berliner Bild-Schwester B.Z. heißt es sogar besonders gewitzt: „Auweia! Ein Fehler ist aufgetreten …“

Und es stimmt. Ursprünglich nämlich stand überall dort, wo sich jetzt die Fehlermeldungen finden, dass Anke Engelke einen Sohn namens „Adrian Benjamin“ zur Welt gebracht hat. Und außer dem Doppelnamen stand dort und andernorts (neben ein paar weiteren Details zu Engelkes Nachwuchs), dass dies Bild berichtet hat. Und die B.Z. spekulierte sogar verwirrt: „Warum trägt Anke Engelkes Baby den Namen des Ex?“ Was dort und andernorts nicht stand, sondern sich erst im Nachhinein herausstellte, war, dass Bild sich den Namen „Adrian Benjamin“ (und den detailreichen Rest ihrer Meldung) schlichtweg ausgedacht hatte! Unter anderem stand das erst ein paar Tage später in Bild – in einer Gegendarstellung Engelkes. Oder in der B.Z., die ebenfalls eine Gegendarstellung drucken musste. Und hier wie dort hieß es dazu aus der Redaktion: „Frau Engelke hat recht.“

Nun kann man sich darüber freuen, dass die Medien, in denen die Engelke-Falschmeldung weiterverbreitet wurde, die Bild-Phantasmen im Nachhinein aus ihren Archiven gestrichen haben. Oder sich wundern, wie man überhaupt noch ungeprüft weiterverbreiten kann, was in einer großen deutschen Boulevardzeitung steht.

Doch die Geschichte ist hier noch nicht zu Ende. Denn was gemeint sein kann, wenn der derzeitige Bild-Chef sein Blatt „DAS LEITMEDIUM“ nennt, zeigte sich beispielhaft Ende letzter Woche. Da nämlich meldete dpa, dass die Entertainerin Anke Engelke demnächst „zum ersten Mal nach der Geburt ihres zweiten Kindes (…) wieder vor das Fernsehpublikum treten“ werde. Okay. Doch was stand da, ganz nebenbei, noch?! „Engelke“, stand da, „hatte Mitte August ihren Sohn Adrian-Benjamin zur Welt gebracht.“

PS: Nach Eigenaussagen ist die dpa „die führende deutsche Nachrichtenagentur“ und „beliefert fast alle deutschen Zeitungen“. Mit anderen Worten: Auweia! CHRISTOPH SCHULTHEIS