Ihr Verein ist eine Bank

BABELSBERG 03 Beim links-alternativen Fußballclub kriselt es: Mitglieder wollen Manager loswerden

Viele Babelsberg-Fans sind sauer. So sauer, dass sie Geschäftsführer Klaus Brüggemann lieber heute als morgen beurlaubt sähen. „Die Sponsoren, die dem Verein die nötige finanzielle Basis geben sollen, hat er nicht akquiriert“, sagt Steffi Winkelmann, Nulldrei-Mitglied und einst Marketingmitarbeiterin. Die Clubmitglieder fragen sich, was Brüggemann für den Verein überhaupt getan habe. „Aber in dieser Hinsicht gibt es null Transparenz“, so Winkelmann.

Bei Babelsberg 03 stellt man mit dem Manager auch die sportliche und finanzielle Zukunft infrage. Am Dienstagabend fand eine außerordentliche Mitgliederversammlung statt, bei der mit Zweidrittelmehrheit beschlossen wurde, die Beurlaubung Brüggemanns prüfen zu lassen. Am Sonntag tagt der Aufsichtsrat um Friedhelm Schatz mit dem Vorstand um den Vorsitzenden Thomas Bastian.

Die Misere auf dem Platz – derzeit ist das Team Tabellenvorletzter in der 3. Liga – mag der Anlass für die Wut der Fans und Mitglieder sein. Die finanzielle Solidierung des Clubs aber scheint ebenso gewichtig. In der vergangenen Saison machte man eine halbe Million Euro Miese, laut Brüggemann ist die aktuelle Saison „durchfinanziert“ – vor allem über Kredite. Derzeit wird die Lizenzierung und so der Drittligafußball über freundliche Leihgaben der Deutschen Kreditbank (DKB) gesichert. „Mit der DKB steht und fällt alles“, kritisiert Winkelmann. Eine solide Finanzierung sehe anders aus.

Wenig Sponsoren

„Natürlich kann man sich nicht immer weiter verschulden“, sagt Geschäftsführer Brüggemann im Gespräch mit der taz. „Aber wir laufen hier in Potsdam dem Sponsoring-Markt hinterher.“ Der Manager, seit Sommer 2011 im Amt, sieht sich nur als Projektionsfläche für inhaltliche Differenzen im Verein. „Wir versuchen, hier Profifußball zu ermöglichen, ohne das Leitbild zu verlieren“, sagt er. Genau das aber nehmen Brüggemann viele nicht mehr ab – man sieht den Club in den Händen eines Geschäftsführers und einer Bank. Brüggemann: „Manche Leute wünschen sich hier einen linksautonomen Fußballclub und gleichzeitig Drittligafußball – beides ist nicht möglich.“ Die alternative Fanszene und die meisten Ultras sehen sich durch Brüggemann nicht repräsentiert.

Aufsichtsratschef Schatz nimmt „die Situation und das Stimmungsbild sehr ernst“. Möglich, dass schon Sonntag in der Vorstandssitzung Konsequenzen folgen. JENS UTHOFF