Charité und Herzzentrum in der Kritik

INFEKTIONEN Staatsanwaltschaft ermittelt nach Tod eines Babys. Bezirk Mitte „droht“ mit Bußgeld

Nach mehreren Darmkeiminfektionen von Babys drohen zwei renommierten Gesundheitseinrichtungen Konsequenzen. Sowohl das Deutsche Herzzentrum als auch das Uniklinikum Charité hätten die Infektionen zu spät gemeldet. „Das ist ein Verstoß gegen das Infektionsschutzgesetz“, sagte die Leiterin des Gesundheitsamts Mitte, Anke Elvers-Schreiber, am Freitag. Ein Kind war am 5. Oktober im Herzzentrum gestorben.

Bezirksbürgermeister Christian Hanke (SPD) kündigte Bußgelder in dreistelliger Höhe gegen beide Kliniken an. Es gehe um schutzbedürftige Babys. „Die Öffentlichkeit hat ein Recht, zeitnah informiert zu werden.“

Am Donnerstagabend war bekannt geworden, dass nicht nur an der Charité, sondern auch am benachbarten Herzzentrum Darmkeiminfektionen ausgebrochen waren. Die Keime wurden laut Bezirksamt bereits Mitte September nachgewiesen, aber erst in dieser Woche dem Gesundheitsamt mitgeteilt. Auch die Charité habe zu spät reagiert.

Das Baby, das nach einer Operation vermutlich an den Darmkeimen starb, hat den Krankheitserreger nach Einschätzung des Bezirksamtes nicht aus der Charité mitgebracht. Das Kind sei keimfrei ins Herzzentrum verlegt worden, sagte Elvers-Schreiber. Nach dem Tod des Babys ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger Tötung. Am Donnerstag ließen Ermittler Akten der Charité und des Herzzentrums sicherstellen.

Laut Gesundheitsamt kam der Keimnachweis erst fünf Tage nach dem Tod des Kindes aus dem Labor. Der kleine Leichnam war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr im Herzzentrum. Das Kind wurde am 12. Oktober bestattet. Neuinfektionen gibt es laut Bezirksamt in beiden Einrichtungen derzeit nicht. (dpa)