leserInnenbriefe
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Es ist ein Skandal

„Für Gysi ist Airberlin-Pleite großer ,Skandal‘“, taz vom 22. 11. 2017

Jeder Arbeitsplatzverlust in Deutschland gehört thematisiert, da er unsere Gesellschaft bedroht (fehlende Sozialversicherungsbeiträge und Lohnsteuern, steigende Sozialausgaben etc.) Warum aber wird nicht ausreichend über die ungleich prekäre Situation der Airberliner berichtet? Freigestellt ohne Gehalt und Krankenversicherung, beim Gang zum Arbeitsamt gilt die Kündigung als akzeptiert, sodass keine Möglichkeit der Kündigungsschutzklage besteht. Drohende Kündigungen ohneSozialplan, Abfindungen und dergleichen. Umgehen des Gesetzes zum Betriebübergang, insbesondere durch die Lufthansa.

Arbeitsplätze werden zu Dumpingbedingungen ins europäische Ausland verlagert. Diese Dumpinglöhne belasten unser Sozialsystem. Was da vor sich geht, ist ein Skandal. Es betrifft mich insofern, als meine Frau Flugbegleiterin bei Airberlin ist. Ich erwarte von der taz, dass darüber berichtet wird und das Thema, und vor allem die betroffenen Menschen, nicht nach zwei Wochen als abgehakt in Vergessenheit geraten. André Wolf, Essen

Täglich Rechtsbruch

„Obdach für 20 Tage“,

taz vom 25. 11. 2017

Leider transportiert aber auch die taz durchgängig eine bedeutsame Fehlinformation zum Thema Wohnungslosigkeit: Wer unfreiwillig wohnungslos ist, hat nämlich einen Rechtsanspruch auf Unterbringung! Dieser ist unabhängig vom möglichen Anspruch auf Sozialleistungen (und auch dem Aufenthaltsstatus), was jedoch immer wieder fälschlicherweise behauptet wird. Für die Sozialämter bedeutet dies ein großes Problem, weil hier Sozialhilfe- und Ordnungsrecht nicht zueinander passen wollen. Letztendlich muss aber, wie mein ehemaliger Amtsleiter zu mir sagte, notfalls ein Hotelzimmer im Adlon bezahlt werden, wenn anderswo kein Platz frei ist. Und notfalls eben nicht aus Sozialhilfe- oder ALG-II-Mitteln, wenn hier kein Anspruch besteht. Obwohl dies in der Verwaltung bekannt sein dürfte, wird in den Sozialämtern täglich Recht gebrochen, wenn wohnungslose Menschen – welcher Nationalität auch immer – ohne Unterkunftsnachweis weggeschickt werden. Susanne Gerull, Berlin

Kreative Kreative

Fehlende Ateliers: Sichtbare Botschaft an die Künstler“,

taz.de vom 4. 12. 17

Kreativ wäre es, wenn Menschen, die nicht gezwungen sind, lohnabhängig zu arbeiten, sich somit den Luxus erlauben, sich als Künstler zu definieren, imstande wären, ihre Mitmenschen zum Beispiel in Seniorenheimen zu besuchen, mit ihnen zu sprechen und zu spielen, nur als Beispiel. Kreativ wäre es, wenn diese Menschen sich Gedanken machten um jene, die in diesen Systemen arbeiten und ihr Geld verdienen müssen. Kreativ wäre es, wenn die sogenannten Kreativen kreativ wären in dem Sinn, dass sie ihren Narzissmus kreativ zum Wohl der Allgemeinheit einsetzen würden. Alles nur Beispiele, weil „kreativ“ inzwischen dermaßen „verbraucht“ ist in der Debatte und ein wenig „nervt“! Dennoch: Nix gegen kreative Kreative. Toni Zweig, taz.de

Ein falscher Weg

Die Grünen und das Kopftuch: Bitte mit Köpfchen! “,

taz.de vom 3. 12. 17

Sehr guter Kommentar, danke vielmals. Lehrerin mit Kopftuch, das geht nicht. Die Religion, die sie verkörpern, macht nicht im Unterricht halt. Ich war in einer von Nonnen geführten Schule, grauenhaft! Die Grünen sind auf dem falschen Weg! Das ist keine Diskriminierung, sondern die Umsetzung der Trennung von Kirche und Staat. Gabriela S., taz.de

Mehr Segregation

Die Grünen und das Kopftuch: Bitte mit Köpfchen! “,

taz.de vom 3. 12. 17

Ein guter Artikel. Die fehlende gesellschaftliche Diskussion ist ein wichtiger Punkt des Problems. Wenn R2G das Kopftuch bei Lehrerinnen ohne eine breite Diskussion zulässt, wird es die Segregation in der Schule langfristig verstärken. Nichtmuslimische Eltern werden Schulen wählen, wo es nicht viele kopftuchtragende Lehrerinnen gibt. An den anderen Schulen sammeln sich die Schüler, bei denen das Kopftuch der religiösen Überzeugung ihrer Eltern entspricht.

Die meisten Eltern werden dann bei der Schulwahl nicht nur auf den Anteil an Kindern nichtdeutscher Herkunftssprache achten, sondern auch noch auf die Kopftuchquote unter den Lehrerinnen.

Dass es eigentlich um das Vertrauen in Religionen geht, habe ich noch nie so gesehen. Damit hat der Autor aber durchaus recht. Rero, taz.de

Das ist Privatsache

Die Grünen und das Kopftuch“,

taz vom 4. 12. 17

Der Vorstoß der Grünen ist für mich unverständlich. Die Religionsausübung ist eine Privatsache und hat in der Öffentlichkeit nichts zu suchen.

Ich würde mein Kind umgehend aus einer Schule entfernen, wenn eine Lehrerin mit Kopftuch vor der Klasse erscheint. Eine Lehrerin ist zur Neutralität verpflichtet und deshalb sind genauso christliche, jüdische und andere religiöse Symbole in öffentlichen Räumen zu verbieten!

Thomas Henschke, Berlin