Soy Capitán: Liebe in Zeiten digitaler Vernetztheit
Wer schon einmal in seinem Leben unglücklich verliebt war, leidet mit Nathan Lam Vuong gleich mit: Geduldig wartet dieser in der Kälte auf den Angebeteten, doch er erscheint nicht. Er lässt ihn sitzen, so lange, bis Vuong komplett eingeschneit ist. Vuongs tragikomisches Video ist Teil der Gruppenausstellung „XOXO“ bei Soy Capitán, in der Kuratorin Katharina Weinstock Arbeiten von sieben Künstler*innen zusammenbringt. Allesamt erzählen sie von menschlichen Sehnsüchten in der vernetzten Welt, vom Küssen und Händchenhalten, das ja doch keine App und kein Bot ersetzen könnte, und von der komplizierten Liebe zwischen Digital Natives. Mal geschieht das konkreter wie bei Marie Jacotey, die die Tristesse des Datingdschungels in ironische Zeichnungen übersetzt, mal abstrakter wie bei Daniel Gustav Cramers Eisenobjekt, das Kontakt zu anderen Arbeiten sucht. Das prägnanteste Sinnbild stammt aber wiederum von Vuong: ein Wollpullover mit überlangen Ärmeln, die sich nach dem unsichtbaren Gegenüber auszustrecken scheinen. bsh
Bis 22. 12., Mi–Sa 12–18 Uhr, sowie nach Vereinbarung: info@soycapitan.de, Prinzessinnenstr. 29
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