Torben Becker
sichtet die sozialenBewegungen der Stadt
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Wie wollen wir leben und wohnen? Diese Frage wird am Donnerstag am Beispiel Griechenlands diskutiert. Dass das Land sparen muss, ist der von der EU auferlegten Austeritätspolitik zu verdanken. Für die Bevölkerung bedeutet das die Kürzung staatlicher Bezüge und den Verkauf öffentlichen Eigentums. Jedes Jahr fahren Aktivist*innen nach Griechenland um besser verstehen zu können, wie sich die Sparpolitik auswirkt und welcher Widerstand sich dagegen formiert. Unter dem Titel „Sie verkaufen hier alles“ geben Aktivist*innen einer Reisegruppe in der Regenbogenfabrik Einblicke in die alltäglichen Lebensbedingungen der Leute vor Ort und diskutieren, welche Vielfalt von widerständigen Initiativen dadurch entstanden sind. (19. 30 Uhr, Lausitzer Str. 22).

Auch in Deutschland können diese Nebeneffekte beobachtet werden, wenn auch unter anderen Vorzeichen. Mit Hinblick auf die am 11. Januar bevorstehende Räumung der von Geflüchteten besetzten Gerhart-Hauptmann-Schule ruft das Bündnis „Zwangsräumung verhindern“ am Samstag zur Demonstration gegen Rassismus und Gentrifizierung auf, um Schlaglichter auf die Grundvoraussetzungen für gleichberechtigtes Leben zu werfen (13 Uhr, Ora­nienplatz).

Schwindender Wohnraum betrifft aber nicht nur diejenigen, die ohnehin schon unter prekären Bedingungen leben. Berlin gilt als Hochburg der Kreativ- und Kulturschaffenden. „Kultur“ ist dabei zu einem zentralen Wirtschaftsfaktor der Stadt geworden und dient auch im Zuge kapitalistischer Aneignung von Wohnraum allzu oft als Legitimation für steigende Mieten. Im FAU Lokal wird am Samstag mit kreativen Aktivist*innen über die Verdinglichung der Arbeitskraft im Kulturbereich unter selbstausbeutenden Bedingungen sowie über widerständige Möglichkeiten, sich als Dienstleistungssektor solidarisch gegen Gentrifizierung zu stellen, gesprochen (20 Uhr, Grüntaler Straße 24).

Widerstand, Streik und Demonstrationen allein sind aber auf Dauer vage Mittel, Stadtgestaltung nachhaltig zu beeinflussen. Die Regierungskoalition hat sich glücklicherweise mehr Partizipation für Bürger*innen in der räumlichen Planung der Stadt auf die Fahnen geschrieben. Für viele setzt die Möglichkeit zur Beteiligung jedoch viel zu spät ein. Ob oder wie die politischen Repräsentant*innen umdenken müssen, diskutieren am Dienstag mit Katrin Lompscher, Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen , Vertreter*innen von Baugenossenschaften und Quartiersmanagement. (19 Uhr, Franz-Mehring-Platz 1).