Verzicht auf allen Ebenen

BLG Die BLG Logistics Group will alle Jobs erhalten, aber Belegschaft wie Vorstand sollen weniger Geld verdienen. Auch der Staatshaushalt bekommt weniger

Nicht nur bei der BLG Logistics Group, sondern auch bei Arcelor Mittal in Bremen verlieren gut dotierte Vorstände im Zeichen der Wirtschaftskrise einen Teil ihres Gehaltes.

■ Seit Dezember 2008 schon nehmen Vorstand und Management im Bremer Stahlwerk freiwillig Einbußen ihrer Bezüge hin – und zwar in der gleichen Größenordnung wie auch die KurzarbeiterInnen im Unternehmen. Genaue Zahlen wollte der Firmensprecher jedoch nicht nennen. Im aktuellen Monat wurde jedoch keine Kurzarbeit angemeldet. mnz

Auch Detthold Aden muss verzichten. Der Vorstandsvorsitzende der BLG Logistics Group – 2007 mit 909.000 Euro Jahresgehalt noch absoluter Spitzenverdiener in Bremen – muss in diesem Jahr mit deutlich weniger auskommen: 60 Prozent seines Gehaltes sind erfolgsabhängig. Das könnte am Ende eine Halbierung seiner Bezüge bedeuten, denn der Logistik-Dienstleister leidet nach wie vor unter massiven Umschlagsrückgängen. Auch 30 der leitenden Angestellten der BLG müssen auf fünf Prozent ihres Grundgehaltes verzichten, zudem sind die Erfolgsprämien deutlich geschrumpft. Das wurde im Vorfeld der anstehenden Tarifverhandlungen bekannt. Sie sollen dazu beitragen, dass der Konzern 30 Millionen Euro einspart.

Verzichten sollen auch die MitarbeiterInnen: 15.800 Menschen beschäftigt der Konzern, mehr als die Hälfte in Bremen und Bremerhaven. Es sei die „feste Absicht“, keine Stellen zu streichen, sagte Firmensprecher Harald Schwerdtfeger. Auch Ver.di-Verhandlungsführer Harald Bethge „kann sich gut vorstellen, dass es ohne Kündigungen geht“. In anderen Betrieben der bremischen Hafenwirtschaft gibt es laut Gewerkschaft vereinzelt betriebsbedingte Kündigungen.

Die BLG-Firmenleitung möchte dem Vernehmen nach gerne Urlaubs- und Weihnachtsgeld streichen, die Arbeitszeit auf 40 Stunden verlängern und Teile der Belegschaft tarifvertraglich anders eingruppieren. Am Sonntag sollen die MitarbeiterInnen in Bremen darüber informiert werden, in Bremerhaven gab es bereits vergangenes Wochenende eine Betriebsversammlung. Während die kürzlich verhandelten Kürzungen bei der BLG-Tochter Eurogate sich auf freiwillige Zulagen beschränkte, geht es bei der BLG um die Inhalte des Tarifvertrages mit dem Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe – dessen Präsident Aden ist. Protestaktionen seitens der Gewerkschaften sind bislang nicht geplant.

Unklar ist, wie sich der Umschlagsrückgang bei der BLG auf den maßgeblich von ihm beauftragten Gesamthafenbetriebsverein auswirkt. Betghe zufolge ist „nicht auszuschließen“, dass es dort weitere Abstriche gibt. Wer noch beschäftigt wird, muss sich zum Teil mit deutlich niedrigeren Stundenlöhnen zufrieden geben.

Deutlich weniger wird am Ende auch das Land Bremen bekommen: Ihm flossen 2008 als Miteigentümer noch rund 50 Millionen Euro aus dem BLG-Gewinn zu, 60 Prozent des Gewinnes vor Steuern. 2009 wird das deutlich weniger Geld sein. mnz