DAS ENTSCHEIDENDE DETAIL

Es war die Art, wie sie die letzten vier Worte ihrer Rede betonte, die viel verriet über die Absicht, die Angela Merkel verfolgte. Wie sie Druck legte in jedes einzelne Wort: „That I promise you.“ Mit diesem englischen Satz beendete die Kanzlerin am Dienstag ihren Auftritt vor den beiden Kammern des US-Kongresses. Was sie da eigentlich versprochen hat, ist nicht so wichtig, denn bei diesem Finale ging es um etwas anderes: In der großen Politik bedeuten Worte des Gastes in der Sprache des Gastgebers so etwas wie einen verbalen Kniefall. Das Aneignen der vermeintlich fremden Sprache soll zeigen, welch große Bedeutung der Auftritt für den Staatsgast hat. Die Kanzlerin sagt nicht einfach „danke“, nein, sie sagt: „thank you“. Das ist, politgrammatikalisch gesehen, Demut vom Feinsten. Das vielleicht schönste Beispiel dieses Phänomens lieferte Bundespräsident Horst Köhler, als er 2005 vor der israelischen Knesset sprechen durfte. „Kwod haNasi“, sehr geehrter Präsident, begann er seine Rede und hangelte sich von da an für eine knappe Minute durch die hebräische Sprache. Er wackelte, doch der Applaus war groß. Die Annahme ist: Es hat den Redner Mühe und Zeit gekostet, die fremden Worte zu lernen. Wie ein Schüler vor einer Klausur mag Köhler dagesessen haben, im ständigen Diskurs mit seinen Beratern, ob es denn nun „haNasiiiiii“ oder „haNassssssi“ heißt. Und die Kanzlerin? Da war kein Wackeln, nur selbstbewusstes Englisch, da waren vier Worte und zwei Botschaften, an die Amerikaner und an das eigene Volk: Hier spricht die Kanzlerin, demütig und kompetent. SCH