KOMMENTAR: SVEN-MICHAEL VEIT ÜBER DEN VERKEHR VON MORGEN
: Alles oder nichts

Es ist für Umweltschützer schon desillusionierend: Da sitzt ein Dutzend Fachleute auf einer Konferenz und erklärt, in ihrem jeweiligen Fachgebiet sähen sie keine Möglichkeit, den Autoverkehr erträglich zu machen und damit auch das Leben in der Großstadt. Die Umweltzone etwa gehe nicht und die City-Maut bringe auch nichts.

Wer etwa in der Zukunft auf sauberere Autos setzt, muss berücksichtigen, dass ab 40 Stundenkilometern schon heute die Fahrgeräusche lauter sind als die Verbrennungsmotoren. Deshalb irrt SPD-Bürgermeister Olaf Scholz, wenn er erwartet, dass in 15 Jahren die Menschen an der Kieler Straße und der Wandsbeker Chaussee ohne Schlafstörungen leben werden, weil unter ihren Fenstern nur noch leise Elektro-Autos flitzen. Sauber und leise zugleich – das geht höchstens, wenn zusätzlich Tempo 30 eingeführt wird. Und zwar in der ganzen Stadt.

Das aber wäre auch wieder eine der ordnungspolitischen Maßnahmen, welche dieser SPD-Senat rundweg ablehnt. Wenn die Antwort der Experten aber lautet, dass nur ein Bündel an Maßnahmen Abhilfe schaffen kann, heißt das nicht, lieber keine einzelne davon einzuleiten. Sondern alle zusammen – und zwar zügig.

Und das heißt in der Zielrichtung: all die sanktionieren, die laut und giftig sind – und die Leisen und Sauberen fördern.