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wortwechselTatort Deutschland: Krimis auf den Straßen

Mord und Totschlag im Minutentakt? Drehbuch und Realität

Häufig finden Gewalttaten zu Hause statt Foto: Doyle/plainpicture

„Tatort“? Nein, danke

„Fausthiebe zur Primetime“,

taz vom 27. 11. 17

Also, ich habe es einfach satt. Keinen Bock mehr auf Mord und Totschlag!

Jeden Tag sprengen sich irgendwo ein paar Dutzend Leute in die Luft oder jagen wildfremde Menschen mit oder ohne sich ins Jenseits. Manchmal hat man richtig Angst, die Nachrichten einzuschalten. Das reicht mir völlig für mein Seelen(un)heil. Ich lese auch keine Krimis mehr, aus dem gleichen Grund.

Dabei hab ich früher regelmäßig Krimis gelesen, auch triviale Groschenromane wie „Jerry Cotton“. Hat meine Mutti immer gelesen, weiß ich noch genau. Und ich sah mich wie Jerry Cotton im Traum am Lenker des langschnauzigen roten Zwölf-Zylinder-Jaguar E-Type durch Brooklyn rasen, unter meiner Achselhöhle das vertraute kühle Gefühl meiner 9-mm-Smith-&-Wesson, ich war auf der Jagd nach dem „Syndikatsboss mit dem Glencheck-Seidenanzug und der 100-Dollar-Zigarre in der verrohten Fresse“. Aber was ist der Unterschied zwischen „Tatort“-Filmen damals und heute? Fragt sich hier so manche Sumpfschildkröte. Einfach gesagt: der Gang zur Toilette. Früher konnte man an einer beliebigen Stelle auf die Toilette gehen, und anschließend war man wieder mittendrin. Selbst für absolute Blödmänner war das Tatgeschehen überschaubar. Heutzutage kann man nach Verrichtung der Notdurft die Glotze direkt ausmachen und ins Bett gehen. Nicht nur, dass in den verpassten Minuten sechs weitere Unschuldige gestorben sind, nein, auch diverse psychologische Gutachten wurden vorgetragen, Vor- und Rückblenden dutzendfach eingespielt, und die Kommissarin hat sich spontan vom smarten Profiler auf dem Rücksitz des Streifenwagens ficken lassen. Da kommt der Realschüler ohne VHS-Aufbaulehrgang nicht mehr mit. Wie sagte die blöde Ziege so schön im Märchen: „Ich hab’s so satt, ich mag kein Blatt, mähhhhh.“ Werner Brenig, Koblenz

Ein Widerstandsort

„Nichts, wofür ich mich schämen wollte“,

taz vom 25. 11. 2017

An Tadzio Müller: Du sprichst von einem „wunderbaren 24-Stunden-Fickschuppen“, da sitzt Du dann „mit Druffis und Strichern, und man kann reden oder ficken“. Sind das für Dich gleichberechtigte Sexpartner? Du grenzt Dich gegen diejenigen ab, für die die Chemsex-Welt die primäre Lebenswelt sei, diese würden abdriften „wie Aktivisten, die im Hambacher Forst enden“. Soll das der Beweis sein, dass Du nicht drogen- und sexsüchtig bist? Zu Deiner Information: Im Hambacher Forst geht’s den Leuten um Widerstand gegen den Braunkohleabbau, konkret gegen die Zerstörung der Lebenswelt eines 120.000 Jahre alten Waldes. Und hier noch eine kleine Weisheit: Scham gehört zum Leben, ob wir wollen oder nicht. Eva Schaaf, Köln

Eine Menschenstraße

„Fahrverbote drohen“,

taz vom 28. 11. 17

Liebe Leute, was ist denn „Fahrverbote drohen“ für eine Überschrift? „Hoffnung auf Fahrverbote“ muss das heißen, und dann bitte auch gleich für Benziner und Elektroautos dazu. Wäre „Endlich wieder Straßen für Menschen!“ nicht ein klasse Titel auf Seite eins? Markus Demleitner, Heidelberg

„gram. männl.“

„Ärzt ist kein Wort“, Leserbrief

taz vom 25./26. 11. 17

Volle Zustimmung! Selbst in einfachen Fällen stören Binnen-I, Sternchen oder Bindestrich den Lesefluss, von solchem Quatsch wie Ärzt*innen ganz zu schweigen. Jede schreibende Person sollte dazu verdonnert werden, ihren Text laut vorzulesen. Auf die Artikulation wäre ich gespannt. Wenn aus „FahrerInnen“ dabei „Fahrer und Fahrerinnen“ würde (und etwas anderes kann ich mir nicht vorstellen), sollte man das auch schreiben, und es spräche für die Ausmerzung des Binnen-I. Die Absicht hinter seiner Einführung ist ehrenwert, die Umsetzung aber stümperhaft und störend.

Liebe taz-Frauen und taz-Männer, bitte, bitte verzichten Sie auf das Einfügen nicht aussprechbarer Zeichen in Wörtern! Um zu zeigen, dass sie dennoch auf der Höhe der Zeit sind, könnten Sie, von Absatz zu Absatz wechselnd, nur die grammatikalisch weibliche beziehungsweise männliche Form verwenden. Oder Sie schreiben den gesamten Text auf die eine oder andere Weise, mit einer klein gedruckten Anmerkung: „gram. männl., Frauen sind auch gemeint“ oder „gram. weibl., Männer sind auch gemeint“.

Sie könnten auch zwei hübsche Symbole dafür kreieren und sie jeweils hinter die Überschrift oder an den Textanfang setzen. Die Dankbarkeit mancher Leserin und manchen Lesers wäre Ihnen gewiss. Jens Böhling, Hitzacker

Unter der Gürtellinie

„Der hässliche Schulz“,

taz vom 28. 11. 17

Dass Sie ab und an einen aus meiner Sicht merkwürdigen Humor pflegen, gefällt mir nicht immer, aber heute hat mich der oben genannte unsägliche Text so empört, dass ich Ihnen schreiben muss!

Ich greife nur als Beispiel ein Zitat der zynischen Sprache Ihres Herrn Kurt Scheel heraus, worüber ich kotzen könnte (um auf seinem Niveau zu bleiben): „Dass er ein Alkoholiker war, mag man ihm nicht vorhalten, wenn er denn nicht so aussähe wie ein trauriger, trockener Alkoholiker eben.“

Was soll das? War der Schreibende selbst Alkoholiker und hat es nicht geschafft, trocken zu werden. Sieht er (selbst) scheiße aus und muss sich abreagieren? Soll das platt lustig sein?! Oder etwa humorvoll, ironisch oder gar intelligent? Für mich ist ein solcher Artikel menschenverachtend und unwürdig. Um mich dem Duktus von Herrn Scheel anzupassen, möchte ich ihn gern „intellektuell verquirlte Scheiße“ nennen.

Hat die taz das nötig?! So treten Ihre Journalisten in der Öffentlichkeit nämlich Gott sei Dank nicht auf.

Renate Janßen, Köln

Tatort Altena

„Nationale Hysterie“,

taz vom 28. 11. 17

Um ehrlich zu sein, schätze auch ich die Aktionen von Menschen, die Flüchtlingsheime anzünden oder angreifen, als gefährlicher ein.

Hier hat es sich laut Polizeibericht um jemanden gehandelt, dem sein Wasser abgesperrt wurde, nachdem sein Haus zur Zwangsversteigerung ausgeschrieben war. Seine Wut galt wohl eher dem. Das ausländerfeindliche Gelabere hat er zwar auch abgelassen, aber wohl erst im besoffenen Kopp nach seiner Festnahme. Hauptmotiv war das wohl weniger als die emotionale und materielle Not des Täters.

Die Frage bleibt, was man dagegen tun kann. Ich persönlich würde es schon sehr gut finden, wenn es Stellen geben würde, die sich um Menschen kümmern, denen gerade das Leben vollständig entgleitet. Das können Suchtprobleme sein, aber vielleicht auch nur Arbeitslosigkeit oder eben eine Kombination daraus. Altena hat solche Stellen scheinbar nicht, die sich um solch eine Klientel kümmern.

Und ich will nicht jetzt so einen Unsinn hören, dass man dafür eher das Geld ausgeben sollte als für Flüchtlinge. Es wäre Geld für beides da. Altena hat nicht nur einen ausgeglichenen Haushalt, wovon manche andere Städte träumen, sondern macht sogar Überschüsse. Age Krüger auf taz.de

Landsmänner

„Nationale Hysterie“,

taz vom 28. 11. 17

Wenn man sich wirklich mal vor Augen hält, was da passiert, fragt man sich doch echt, woher die „besorgten Bürger“ die Angst vor Menschen nehmen, die unsere Hilfe brauchen. Komischerweise regt sich von denen niemand über gewalttätige Landsmänner auf. Die müssen ja gut sein, weil deutsch … Es wird hier wirklich starker Tobak auf dem Rücken der schwächsten ausgetragen. Der Bürgermeister verdient fast’nen Orden. Nobody’s Heroe auf taz.de

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