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Jan-Paul Koopmann Popmusik und EigensinnKreisen um den Planeten Pop

Foto: kms

Keine Ahnung, ob das jetzt Pop ist, was Johanna Borchert da macht. Zwischendurch klingt und funktioniert es ja so, vor allem auf ihren Alben, ganz besonders dem neuen – und live inzwischen auch, wenn sie, die improvisationsfreudige Jazzpianistin, ihre Band dabei hat. Aber trotzdem: Irgendwas sperrt sich dann doch. Etwas Schönes.

Erklären kann das keiner so richtig, aber auffallen tut es dann allen. Ständig vergleicht sie irgendwer mit Laurie Anderson oder mit Björk und dann geht es meistens so weiter: Johanna Borchert ist Mitte dreißig, in Bremen aufgewachsen und trotzdem was geworden. Sie hat in Kalifornien, Indien und Berlin gelernt und einen Echo für ihre Musik bekommen, die Jazz ist und – wie gesagt – doch irgendwie auch Pop.

Das gerade im November erschiene dritte Album „Love or Emptiness“ klingt zum Beispiel total rund: eingängige Melodien, schlüssig durchkonstruierte Songs, erstmals auch auf Platte eingespielt von Johanna Borcherts Live-Band. Aber dann gibt es eben auch diese freien Momente, in denen verzerrte Düster-Synthies mit verspielten Trip-Hop-Anleihen erst vom Gesang wieder auf die Spur gebracht werden, oder umgekehrt Stimmakrobatik vom Klavier eingefangen wird.

Natürlich sind Jazz- oder gar Avantgardeanleihen im Radiopop nicht ungewöhnlich, nur scheint es hier genau umgekehrt zu sein. Als hätte Johanna Borchert sich ihrerseits dem Pop angenähert und würde nun in freundschaftlicher Nähe, aber mit schöpferischem Sicherheitsabstand drumherum kreisen.

Johanna Borchert spielt am Donnerstag, 14. 12., um 20 Uhr im Schlachthof

Wie sich diese Kontaktaufnahme live abspielt, wird sich kommende Woche zeigen, wenn die „Love or Emptiness“-Tour in Bremen startet: wenn Johanna Borchert dann vom Klavier aus ihre Band dirigiert, dem Instrument vielleicht wieder komische Sachen zwischen die Saiten klemmt oder diese gleich mit der Hand zupft. Und spätestens dann, wenn es erwartungsgemäß zauberhaft wird, kann das Rezept der Mixtur aus Jazz, Avantgarde und Pop dann auch ihr Betriebsgeheimnis bleiben.

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