Flüchtlinge harren aus

PROTEST Obwohl Polizisten Decken und Isomatten beschlagnahmten, protestieren Flüchtlinge vor dem Brandenburger Tor weiter gegen die deutsche Asylpolitik. Im Netz löste der Polizeieinsatz Empörung aus

Trotz eisiger Temperaturen protestieren Flüchtlinge weiter Tag und Nacht vor dem Brandenburger Tor gegen die deutsche Asylpolitik. Wärmende Decken, Isomatten, Wärmflaschen und Regenschirme mussten die etwa 14 Demonstranten jedoch auch in der Nacht zu Sonntag wieder abgeben. Polizisten beschlagnahmten die wärmenden und schützenden Utensilien. Ans Aufgeben denken die Demonstranten, die am Mittwoch in einen Hungerstreik getreten waren, nicht. „Wir bleiben, bis die Politiker unsere Situation verbessern“, sagte ein Sprecher der Gruppe am Sonntag

Die Flüchtlinge werden vor dem Brandenburger Tor geduldet. Zelte, Schlafsäcke oder Isomatten dürfen sie jedoch nicht mitbringen, sonst verstoßen sie gegen das Versammlungsgesetz. Unter Beobachtung der Polizei sitzen die Männer und Frauen daher auf dem nackten Boden. Zahlreiche Sympathisanten unterstützen sie am Wochenende mit dicken Jacken, heißem Tee und Kaffee.

Im Netz werden die Aktion und auch das Vorgehen der Polizei kontrovers diskutiert, auch bei der Piratenpartei. Der Berliner Abgeordnete Oliver Höfinghoff twitterte: „Es ist so grotesk, hungernde, frierende Menschen zwischen Wannen, Adlon und Stretchlimos zu sehen. Und Desinteresse.“ Die Piratin Anke Domscheit-Berg schrieb: „kann ein polizist eigentl nachts schlafen, nachdem er hungernden, frierenden flüchtlingen decken u isomatten weggenommen hat?“

Die Polizei war bereits in den Nächten zuvor gegen die Flüchtlinge vorgegangen, die Demonstranten beklagten das aus ihrer Sicht äußerst harsche Vorgehen der Einsatzkräfte. Die Flüchtlinge waren Anfang Oktober nach einem 600-Kilometer-Protestmarsch in Berlin angekommen. Sie fordern Zugang zum Arbeitsmarkt sowie die Abschaffung der Residenzpflicht. (dpa)