… Joachim Gauck?
: Seine Vorgänger verbannen

Die Gesichter erstrahlen in kräftigen Farben, die Blicke wirken entschlossen und doch nicht unfreundlich. Doch diese Entschlossenheit war Bundespräsident Joachim Gauck offenbar zu viel: Er wandte sich von seinen in Öl gemalten Amtsvorgängern ab.

Erst Anfang September waren die zehn Porträts der Bundespräsidenten an prominenter Stelle im Schloss Bellevue aufgehängt worden, in der Galerie zwischen Eingangshalle und nördlichem Treppenhaus. Dort hingen die 76 mal 57 Zentimeter großen Bilder jedoch nur für kurze Zeit: Nach einem Bericht des Berliner Kuriers mussten Lübke, Rau und Co jetzt in ein kleines, verwaistes Nebenzimmer von Gaucks Büro umziehen. Das Bundespräsidialamt begründe die Verbannung mit der überraschenderweise „massiven Kritik“, die die Bilder vor allem wegen der lebhaften Farbgestaltung bei Besuchern ausgelöst hätten, so die Zeitung.

Von einer „Geschichte aus Absurdistan“ sprach wiederum der Maler Volker Henze gegenüber dem Kurier. Gauck habe ihm Anfang September noch höchstpersönlich zu den Bildern gratuliert. Eine Erklärung dafür könne der veränderte Umgang mit Gaucks Vorgänger Christian Wulff sein, glaubt Henze: Ab ins Dunkel. Gauck selbst fehlt bisher übrigens in der Porträtreihe.

In der Tat wirft das Handeln des Bundespräsidialamts Fragen auf: Schließlich soll der unter Horst Köhler ausgeschriebene und von Christian Wulff erteilte Porträt-Auftrag über 100.000 Euro schwer gewesen sein. Das Geld stammte aus dem Konjunkturpaket II mit dem Förderargument der „Nachhaltigkeit“, sagte der bis zu seinen Staatschefporträts eher unbekannte Maler Henze. Mit Nachhaltigkeit hatte am Sonntag auch Joachim Gauck zu tun: Er verlieh den Deutschen Umweltpreis und sprach laut Manuskript über die Energiewende. „Wir müssen uns entwickeln, verändern“, so der Bundespräsident, der einen anderen, ressourcenschonenderen Lebensstil forderte. Was für die Bürger gilt, so scheint es, muss für den Präsidenten noch lange nicht gelten. JOK Foto: dapd