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Grenzgängerisches Genie

Das Hamburger B-Movie zeigt im Dezember eine kleine Auswahl an Dokumentarfilmen von Werner Herzog

Von Wilfried Hippen

Er ist einer dieser Propheten, die im eigenen Land nichts gelten: In den USA wird Werner Herzog verehrt wie kein anderer deutscher Filmemacher. Das „heilige Genie des Neuen Deutschen Films“ (Roger Ebert) ist dort als öffentliche Figur so bekannt, dass er 2011 sogar in der Serie „The Simpsons“ einen Auftritt hatte. Neben seinen Spielfilmen, unter anderem mit Klaus Kinski, hat der heute 75-Jährige von Beginn an auch Dokumentarfilme gedreht, der erste war 1969 „Die fliegenden Ärzte von Ostafrika“. Mehr vielleicht als in seinen fiktionalen Arbeiten kommt Herzog in den dokumentarischen seinem Anspruch nahe: das „nie Gesehene zu zeigen“.

Wenn das B-Movie davon nun welche zeigt, fehlen frühe Arbeiten wie „Land des Schweigens und der Dunkelheit“ (1971). Im Programm weisen die Macher selbst auf den Grund für diese Lücken hin: „horrende Preise“, die „der Lizenzgeber“ verlange.

Wenn auch nicht in 3D, so ist nun aber „Die Höhle der vergessenen Träume“ zu sehen (10. + 14. 12.), in dem er die Höhlenmalereien in der Chauvet Höhle äußerst detailgenau fotografiert hat und das Leben der Steinzeitmenschen sehr viel eindrucksvoller heraufbeschwört, als es etwa Felix Randau mit seinem Ötzi-Film „Der Mann aus dem Eis“ gelungen ist. Auch der Apokalypse ist Herzog näher gekommen als Hollywood mit seinen Endzeit-Epen: In „Lektionen in Finsternis“ (16. 12.) zeigte er 1992 Aufnahmen von den brennenden Ölfeldern nach dem ersten Golfkrieg: Sie wirken wie Bilder aus der Hölle.

Herzog will immer an die Grenzen gehen. Sein größter, noch unerfüllter Traum? Als erster Filmkünstler vom Weltall aus Bilder von der Erde zu drehen. Der Titel „Encounters at the End of the World“ (3., 7. + 23. 12.) bringt diesen Ehrgeiz gut auf den Punkt: Für den Film aus dem Jahr 2007 reiste Herzog in die Antarktis und porträtierte die dort lebenden Forscher und Techniker. In „Happy People – ein Jahr in der Taiga“ (10., 14. + 23. 12.) begleitete er mit der Kamera einen Trapper in Sibirien. Und in „Lo and Behold – Wovon träumt das Internet“ (3. + 9. 12.) nahm er sich im vergangenen Jahr der digitalen Welt an.

Wie einflussreich Herzog ist, zeigt sich auch daran, dass er selbst Gegenstand von Filmen wurde: Im B-Movie läuft jetzt Zak Penns Flunker-Doku „Incident at Loch Ness“ (9. + 16. 12.), in der Herzog angeblich das legendäre schottische Monster findet. Und am Internationalen Kurzfilmtag, dem 21. 12., gibt es ein „Herzogliches Programm“, unter anderem mit Arbeiten der HamburgerInnen Dorit Kiesewetter und Carsten Knoop.

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