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Urban Äcker

„Alles im Eimer“,

taz vom 16. 11. 2017

Es wird freut mich sehr, dass die taz sich des Themas Gemeinschaftsgärten und der Notwendigkeit, deren Flächen zu verteidigen, annimmt.

Kleine Richtigstellung: Die ersten Gemeinschaftsgärten wurden bereits im Jahr 2000 gegründet: in Neukölln der Perivoli-Garten und der Kids-Garten, die ersten Interkulturellen Gärten wurden 2004 gegründet: Der Wuhlegarten in Köpenick und der Rosa Rose Garten in Friedrichshain und in 2005 die Gemeinschaftsgärten auf dem Gleisdreieck. Der Interkulturelle Garten Rosenduft ist noch immer auf dem Gleisdreieck und die Bürger-Inis retteten auch die Kleingartenanlage POG mit ersten Gemeinschaftsgärten im Westpark, währen der andere Teil der ersten Gleisdreiecks-Gartengruppe 2011 die Allmende-Gärten auf dem Tempelhofer Feld gründete.

In den 1980er Jahren waren übrigens in einer ersten Welle in Berlin die Kinderbauernhöfe gegründet worden und das Ökowerk und der Ziegenhof in Charlottenburg. Pony Pedro war eines der vielen Künstlerprojekte unter den Gartenprojekten. Und diverse der älteren „urbanacker“- und stattacker-HPs sind später unerwartet wieder verschwunden.

Elisabeth Meyer-Renschhausen

Politisch vergiftet

„Wegen Nazi-Architektur“,

taz vom 2. 11. 2017

Stephan von Dassel will nicht in das Büro im Rathaus Tiergarten ziehen. Ach, hätte sich der Bezirksbürgermeister von Mitte doch darauf beschränkt, die dunkle Holztäfelung nicht zu mögen und deswegen nicht das Bürgermeisterzimmer zu beziehen! Dass dies ein Nazigebäude war, reicht nicht. Mit dieser Begründung müssten Tausende von Landes- und Bundesbediensteten ihre Büros verlassen. In meiner beruflichen Karriere habe ich in einem Verwaltungsgebäude am Platz der Luftbrücke gearbeitet, wo man über der Eingangstür mit etwas Fantasie noch die Reste des Hakenkreuzes sehen konnte, das der Adler in den Krallen hielt. In meiner nächsten Station im Bundeswirtschaftsministerium wurden die Ärzte für Hitlers Angriffskrieg ausgebildet. Dann landete ich in der Wilhelmstraße im Landwirtschafts- und Verbraucherministerium, wo in der Nazizeit die NSDAP regierte. Auf der Ministereta­ge haben Rudolf Hess und sein Nachfolger Martin Bormann für die Unmenschlichkeit gearbeitet. Zwischendurch hatte ich ein Büro im ehemaligen DDR-Innenministerium, der obersten Dienststelle der Polizei in der DDR, verantwortlich für jahrzehntelange Menschenrechtsverletzungen. Die Luft ist in diesen Gebäuden vielleicht wegen Bausünden vergiftet, nicht aber wegen Nutzung durch nationalsozialistische Verwaltung. Wir setzen an diesen Stellen gerade einen Punkt dagegen mit dem Bewusstsein, dass wir es in diesen Räumen anders machen.

Jürgen Karwelat, Berlin

Goldstaub

„Ohne Quereinsteiger geht es nicht“, taz vom 4. 11. 2017

Ihr schreibt von einem Bruttogehalt von 5.100 Euro während der Vorbereitungszeit. Würde ich auch gern verdienen! Wir QuereinsteigerInnen, denen nur ein Fach anerkannt worden ist und die noch zwei Fächer nachstudieren müssen berufsbegleitend, sind in E 10 eingruppiert. Alle. Das sind rund 3.000 Euro brutto.

Ich kann von diesem Quereinstieg inzwischen viele verschiedene Lieder singen. Und dabei hab ich es echt gut erwischt, bin in „meiner“ Schule gut aufgenommen worden und angekommen, habe KollegInnen, die mich respektieren und die Zusammenarbeit schätzen, und komme mit den SchülerInnen gut klar.

Grad die „schwierigen“ Kinder haben es mir angetan und mit ihnen arbeite ich am liebsten. Und als Sonderpädagogin bin ich eh sowas wie Goldstaub. Die Arbeit macht mir großen Spaß, ist zwar anstrengend, aber toll!

Was manchmal aber belastet: Auf fast jeder Sitzung, die ich berufsbedingt besuchen muss, findet ein „QuereinsteigerInnen-Bashing“ in unterschiedlichen Formen statt, obwohl viele von uns tatsächlich schon umfangreiche Unterrichtserfahrung mitbringen und engagiert bei der Sache sind. Und die nicht Engagierten gibt’s ohne und mit Lehramtsstudium. Der Senat bemüht sich sehr um unsere Ausbildung, aber an der ein oder anderen Stelle hakt es manchmal gewaltig. Und auch die Inklusion hat in der Ausbildung leider nicht den Stellenwert, den sie dringend bräuchte, um zu funktionieren.

Name ist der Redaktion bekannt

Gestörte Pandas

„Die Woche in Berlin“, taz vom 7. 10. 2017

Das Rückwärtslaufen von Meng Meng – sie schreiben von Pawlow’schen Pandas – wird vom Berliner Zoo als eine kleine „Marotte“ heruntergespielt. Allerdings sind sogenannte Stereotypien oder Verhaltensstörungen bei Tieren in Gefangenschaft keine Seltenheit und kommen auch bei anderen Tierarten vor – seien es auf- und ablaufende Großkatzen, mit dem Kopf wackelnde Elefanten oder im Kreis laufende Bären. Freilich handelt es sich bei Meng Mengs Rückwärtsgang um eine besonders außergewöhnliche und auffällige Bewegungsstereotypie. Dass Verhaltensstörungen dieser Art ein Anzeichen für seelisches Leiden eines Tieres sind, bleibt vom Zoo natürlich unerwähnt, um die sich um das Pandagehege scharenden Besuchermassen nicht zu beunruhigen. Yvonne Würz, Stuttgart