wortwechsel
: Was noch angemerkt werden muss

Jobcenter drangsaliert Arme. Gender-Empörung empört. Soli-Rauchen – lieber nicht. Flüchtlinge retten – und wenn ja, welche? Koalitionsspiele. Und noch dies und das

Nur nicht von der „Jobcenter-Mitarbeiterin Gnadenlos“ erwischen lassen Foto: imago

Ich schäme mich

„Hauptsache, Schikane“, taz vom 21. 11. 17

Was sind das für Menschen, die in einem Jobcenter arbeiten und nichts Besseres zu tun haben, als einem Menschen, der für ein Zubrot bettelt, die finanzielle Unterstützung zu kürzen, die ihm nicht nur rechtlich, sondern auch menschlich zusteht? Ich schäme mich echt dafür, dass wir es solchen Menschen erlauben, dort zu arbeiten. In dem Fall wünsche ich den verantwortlichen Mitarbeitern im Jobcenter Arbeitsplatzverlust, ALG 2 und dass sie selbst betteln müssen. Und dass dann ihre Exkollegen vorbeischauen und ihnen das erbettelte Geld vom Hartz-IV-Geld kürzen.

Udo Siebrasse, Gelsenkirchen

Betteln ist kein Job

„Hauptsache, Schikane“, taz vom 21. 11. 17

Danke für Empörung, wo sie hingehört, danke für das Weiterdenken, das Klarstellen, dass Betteln kein Job ist, dass es im Winter kalt ist, dass wir Alternativen hätten. Über die Blockwart-Mentalität der Sozialarbeiterin will ich gar nicht nachdenken. Ich finde es unerträglich, dass wir akzeptieren, dass andere so leben müssen. Und höre noch, wie gut situierte Freunde damals für Hartz IV sprachen, uns wird’s ja nicht treffen! Sidsle Søholt, Seelze

„Ärzt“ ist kein Wort

„Wenn Gesetze Relikte werden“,

taz vom 18. 11. 17

Sehr geehrte Damen und Herren, eine kleine Gruppe von Frauen besteht darauf, dass geschriebene Texte nicht mehr fließend gelesen werden können (siehe Ärzt*innen). Dieses ist eine Verunstaltung der deutschen Sprache und zudem führt es definitiv nicht positiv zu einer größeren Wahrnehmung der Frauen, was diese kleine Gruppe anscheinend noch nicht gemerkt hat. Bitte, haben Sie den Mut und wehren Sie sich dagegen. „Ärzt“ ist kein Wort. Heidi Andresen-Tanumihardja, Clausthal-Zellerfeld

Raffiniert, nicht wahr?

„Ja, auch tolle Menschen können diskriminierende Wörter verwenden“,

taz vom 20. 11. 17

Sehr geehrte Frau Sanyal,

Mark Twain lässt seine berühmten Protagonisten Tom und besonders Huck ständig vom Nigger reden respektive von „ihrem Nigger“, wenn sie Jim meinen, mit dem zusammen Huck sein Mississippi-Floßabenteuer bestreitet. Dabei sind gerade Huck und Tom die beiden einzigen wirklichen Nichtrassisten in Twains Figurenensemble. Raffiniert, nicht wahr? Und überzeugend. Überzeugender als das billige, nicht mehr enden wollende Gender- und #MeToo-Empörungsmanagement auch in der taz. Bruno Mattes, Stuttgart

Raki saufen gegen …

„Rauchzeichen für Deniz Yücel“,

taz vom 16. 11. 17

Ich bin sehr für Solidaritätsbekundungen, die meine Überzeugung unterstreichen, nehme auch gerne Beeinträchtigungen in Kauf. Ich konnte auch noch Verständnis für Mitmenschen aufbringen, die durch Gefährdung ihrer Gesundheit ein solidarisches Zeichen setzen wollen. Den Aufruf zum Rauchen für Deniz Yücel habe ich gelesen, aber das hätte nun wirklich an Animation gereicht. Jetzt auch noch eine ausführliche Bestandsaufnahme nachzuschieben, ist für mich etwas zu viel der Information. Nichtraucher verraten ihre Einstellung. Was soll das? Die Vorbildfunktion lass ich mal hintenanstehen. Was kommt als Nächstes? Raki saufen gegen Erdoğan? Vielleicht geht es bisschen gemäßigter mit einer gut gemeinten und sehr wichtigen Solidaritätsaktion, pensionierter Raucher hin oder her.

Sibylla Nachbauer, Erlangen

In aller Deutlichkeit

„Die Falschen gerettet“, taz vom 15. 11. 17

Wenn ich Herrn Reeh richtig verstanden habe, dann befürwortet er auch den Flüchtlingsdeal Merkels mit der Türkei vom letzten Jahr und die Schließung der Balkanroute. Schließlich sind über diesen Weg die meisten syrischen Flüchtlinge, die in der Türkei gestrandet sind, hier angekommen. Ich stelle das nur fest, ohne urteilen zu wollen. Außerdem übt er Kritik an der Argumentation von Unterstützern der Flüchtlingspolitik Angela Merkels. Sie hätten die Lage der aus der Türkei kommenden Flüchtlinge unnötig dramatisiert. Das sind Ansichten, die man von journalistischen Seite in dieser Deutlichkeit von der taz bisher noch nicht kannte. Hartmut Graf, Pinneberg

Nackte Barbarei

„Die Falschen gerettet“, taz vom 15. 11. 17

Dieser Kommentar lässt mich einigermaßen ratlos zurück. Folgt man dem Autor, hätten 2015 keine Flüchtlinge nach Deutschland kommen dürfen, weil sie ja nicht mehr direkt vom Tode bedroht waren. Herr Reeh hat wohl ein sehr kurzes Gedächtnis und die Bilder von Budapest, von den Trecks auf den österreichischen Autobahnen, den überfüllten Lagern in Griechenland und in Süditalien sowie die Toten im Mittelmeer und der Ägäis längst vergessen. Folgt man seiner Logik, hätte Merkel schnell Erdoğan anrufen sollen: „Du, Erdi, nimm diese Menschen, wir warten auf die, die wirklich vom Tode bedroht sind.“ Dass jetzt Menschen in Atareb getötet wurden, ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, ist die nackte Barbarei der Waffenbrüder Putin und Assad. Aber Opfer dieser Verbrecher gegeneinander auszuspielen, wie es Martin Reeh macht, ist doch wohl der Gipfel des Schwachsinns. Conrad Goerg, Bad Ems

Geier wieder einbürgern

„Festlegen, wie viele Wölfe wir brauchen“, taz vom 14. 11. 17

Diesem Wolfshype stehe ich ambivalent gegenüber, in dem Artikel steht, dass Wölfe hier mal heimisch waren, sie passen also in dieses Biotop. Dass man dieses auf Bären ausdehnt, wünsche ich mir nicht.

Jedoch gehört der Geier wieder eingebürgert, wunderbare große Vögel, die niemandem etwas zuleide tun und Aas fressen. Es müsste nur erlaubt werden (Gesetzesänderung), dass tote Tiere der Natur nicht sofort entnommen werden müssen. Bis der Geier die findet, da haben auch schon viele heimische Insekten eine Nahrung gehabt. Hubert Lamberti, Bermel

Wir sind voll dabei

„Altes Problem, aktuelle Gefahr“,

taz vom 13. 11. 17

Während der Autor Otfried Nassauer drei „Abrüstungsvarianten“ durchhechelt, werden mal wieder Nägel mit Köpfen gemacht: In Manching werden zurzeit die restlichen 85 Tornado-Bomber der Luftwaffe (Erstflug 1974) in einer eigens dafür errichteten Montagehalle mit 10 Stellplätzen zum Erreichen der Initial Operational Capability eines Next Generation Weapon System für den Einsatz bis 2035 fit gemacht! Mit der Umrüstung auf den „ASSTA 5-Standard, Avionics System Software Tornado in Ada“, werden die Fluggeräte für den Einsatz mit der derzeit entwickelten Bombe B61-12 und die neue amerikanische Atombombe vorbereitet.

Von wegen „schleichendes Auslaufen der nuklearen Teilhabe“; wir sind voll dabei!

Karlheinz Hansen. Harmstorf

Facettenreich berichtet

„Wir vertrauen auf Belgien“, taz vom 17. 11. 17

Danke für die kontinuierliche und facettenreiche Berichterstattung über den Katalonienkonflikt. Wir haben katalanische Freunde, die sehr für die Unabhängigkeit sind, und kennen deren Motive recht gut. Es ärgert mich deshalb, wenn der Anschein erweckt wird, als gehe es den „reichen“ Katalanen nur darum, sich vom „armen“ Rest von Spanien zu entsolidarisieren. Ich persönlich wünsche mir keinen neuen Kleinstaat in Europa. Aber der jetzige Zustand ist auch ungerecht und unhaltbar. Mir imponiert, dass die Katalanen trotz allen Frusts immer friedlich geblieben sind. Es wäre eine Schande, wenn sie deshalb weniger Aufmerksamkeit bekämen und weniger Erfolg bei ihrem Kampf für Autonomie hätten als die Basken mit der ETA. Elke Bretz, Garbsen