Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Heute feiert das Maxim Gorki Theater Geburtstag, das ein Kind des Kalten Krieges ist, wie das Schiller Theater im Westen der Stadt. Während das Schiller Theater schon lange geschlossen ist, erfreut sich das Maxim Gorki Theater allerbester Gesundheit, demnächst mit einer Intendantin Shermin Langhoff. 1952 wurde es im wiederaufgebauten Haus der Schinkel’schen Singakademie gegründet, und zwar zur Pflege russischer und sowjetischer Theaterkunst. Das Palais am Kupfergraben und einstige preußische Finanzministerium um die Ecke waren 1947 zum Haus der Kultur der Sowjetunion umgewidmet worden. Denn es galt, die Deutschen für den Sozialismus zu begeistern. Erster Intendant des Maxim Gorki Theaters war Maxim Vallentin, der dem Namensgeber des Theaters auch seinen Vornamen verdankte. Denn er war der Sohn von Richard Vallentin, der 1903 im Deutschen Theater die epochale deutsche Erstaufführung von Gorkis „Nachtasyl“ inszeniert hatte, bei der unter anderem der junge Max Reinhardt mitgespielt hatte. Seinen 1904 geborenen Sohn nannte Richard Vallentin Gorki zu Ehren Maxim. Heute Abend feiert das Maxim Gorki Theater nun seinen 60. Geburtstag, und zwar mit einem Bühnenprogramm, in dem viele Großen, die dieses Theaters prägten, von seiner Geschichte erzählen. Auch von jenen Großen, die hier gearbeitet haben und inzwischen gestorben sind: darunter Heiner Müller, dessen Stück „Der Lohndrücker“ hier 1959 uraufgeführt wurde. Ein Filmabend dokumentiert zwei legendäre Inszenierungen von Thomas Langhoff, darunter Tschechows „Drei Schwestern“ mit Ursula Werner, Swetlana Schönfeld und Monika Lennartz, eine Inszenierung aus dem Jahr 1979, die damals mit ihrem zarten, kaum spürbaren Ton der Resignation dem Zeitgeist der DDR in den späten siebziger Jahren mitten ins Herz getroffen hat.

■ Maxim Gorki Theater: Das Maxim Gorki Theater wird 60. Heute Abend