Streit zwischen Irak und Syrien wird schärfer

USA und Irak werfen Damaskus vor, das Eindringen von Terroristen über die Grenze in den Irak nicht zu verhindern

BERLIN taz ■ Nachdem amerikanische und irakische Truppen im Nordosten des Irak nahe der syrischen Grenze bei einer Militäroperation über 140 Aufständische töteten, spitzt sich der Streit zwischen Bagdad und Damaskus über das Eindringen von Terroristen über die gemeinsame Grenze zu. Die syrische Regierung sagte, sie unternehme alles, um ihre Seite der Grenze zu sichern. Es sei nicht akzeptabel, wenn die irakische Regierung die Schuld den Syrern zuschiebe, nur weil sie selbst unfähig sei, im Irak für Sicherheit zu sorgen.

Der amerikanische Vize-Außenminister Robert Zoellick erklärte am Dienstag in einem Interview mit dem Nachrichtensender al-Arabia, es wäre ein Leichtes für die Syrer, Fanatiker bei ihrer Einreise am Flughafen von Damaskus abzufangen. Zuvor hatte der US-Botschafter in Bagdad gemahnt, sein Land verliere bald die Geduld mit Syrien, das Extremisten ungehindert über sein Staatsgebiet in den Irak einreisen lasse.

Die syrische Regierungszeitung Tischrin warf Washington und Bagdad am Dienstag vor, Syrien zum Sündenbock für ihr Versagen im Kampf gegen die Rebellen zu machen.

Vor dem Besuch des irakischen Präsidenten Dschalal Talabani am Dienstag im Weißen Haus prangerte Iraks Außenminister Hoschjar Sebari in Washington das „gefährliche Spiel“ Syriens an, nichts gegen den Transit von Aufständischen in den Irak zu unternehmen. Damaskus solle nicht glauben, von den irakischen Schwierigkeiten profitieren zu können. Er äußerte die Vermutung, das Regime in Damaskus wolle den Irak destabilisieren, weil es die Etablierung einer Demokratie im Nachbarland mit Misstrauen sehe.

In einem Interview mit der Washington Post hatte Talabani ungeachtet der prekären Sicherheitslage im Irak die Ansicht vertreten, die USA könnten noch dieses Jahr bis zu 50.000 Soldaten aus dem Irak abziehen. Inzwischen gebe es genug ausgebildete irakische Soldaten, die für Sicherheit in den Städten sorgen könnten. Erste Soldaten könne Washington sofort abziehen. Nach Angaben eines Beraters schlägt Talabani allerdings keinen Zeitplan für den Abzug der US-Truppen vor. Ein US-Militärsprecher sagte jedoch, der Abzug von bis zu 50.000 US-Soldaten bis zum Ende des Jahres – rund ein Drittel der zurzeit stationierten Streitkräfte – sei derzeit nicht im Gespräch. MS