„Die Justiz öffnen“

„Kultur und Justiz“ zeigt Crazyartists im Gericht

■ 68, organisiert in seinem Ruhestand die Arbeit des Vereins „Kultur und Justiz“ und war zuvor Vorsitzender Richter am Schwurgericht.

taz: Herr Schaberg, worum geht es beim Verein „Kultur und Justiz“?

Gerhard Schaberg: Die Idee ist, die Justiz zu öffnen und einen leichteren Zugang zu den Gerichtsgebäuden zu schaffen. Der Ursprung waren die „Kritischen Hamburger Justiztage“, die Mitte der 1980er-Jahre stattfanden. Es ging dann weiter mit Kunstausstellungen und Lesungen – bei uns haben auch Günter Grass und Martin Walser gelesen.

Wie sieht ihr Kulturbegriff aus?

Wir fassen den Kulturbegriff ziemlich weit. Wir verstehen darunter Konzerte, Diskussionen und Ausstellungen. Wir werden aber auch eine Veranstaltung machen zu Ehren von Fritz Brauer, der den Auschwitz-Prozess in Gang gebracht hat.

Was haben Sie im Lauf der Jahre über die kulturellen Vorlieben der Richter gelernt?

Man stößt häufig auf Trägheit, wenn es darum geht, solche Ausstellungen zu besuchen. Von der Kollegenschaft wünschen wir uns deutlich mehr Resonanz.

Heute nun eröffnet eine Ausstellung des Vereins Crazyartists, gezeigt werden Werke psychisch kranker Künstler. Was interessiert Sie daran?

Normalerweise werden psychisch Kranke im Rahmen von therapeutischen Angeboten aufgefordert, zu malen. Bei Crazyartists geht es eher um ausgebildete Künstler, die später psychisch krank geworden sind. Das spiegelt sich auch in der Qualität der Bilder wieder.

Wie passt das Thema „psychische Erkrankung“ zur Justiz?

Auch die Justiz hat mit psychisch Kranken vielfältig zu tun. Im Zivilbereich etwa, wenn es um Betreuung im Alltag geht oder in der Strafjustiz, wenn es aufgrund der Erkrankung zu Straftaten kommt. INTERVIEW: KLI

Ausstellungseröffnung Crazyartists: 19 Uhr, Ziviljustizgebäude, Sievekingplatz 1