Grüne spielen Doppelkopf

Wahl Antje Kapek vom linken Flügel führt gemeinsam mit der wieder gewählten Reala Ramona Pop die Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus

Vergrämte Gesichter. Laute Stimmen, die selbst durch die dicken Holztüren des Sitzungssaals 113 im Abgeordnetenhaus drangen. So war es, als die Grünen vor fast genau einem Jahr ihren Fraktionsvorstand wählten – oder zu wählen versuchten. Drei Wochen später trat der just wiedergewählte Chef Volker Ratzmann zurück. Die Neuwahl am gestrigen Dienstag an selber Stelle ging weit geräuschloser vor sich. Nun hat die Fraktion auch wieder eine Doppelspitze: Neben der alten und neuen Chefin Ramona Pop (35) wurde Antje Kapek (36) mit klarer Mehrheit zur Co-Vorsitzenden gewählt.

Für Pop stimmten 21 der 29 Grünen-Abgeordneten, für Kapek 20. Beide hatten keine Gegenkandidaten. Vor einem Jahr trennte nur eine Stimme Ratzmann von seinem Herausforderer Dirk Behrendt vom linken Flügel in der Fraktion.

Kapek, zuvor Vize-Fraktionschefin, kommt wie Behrendt aus dem linken Kreisverband Friedrichshain-Kreuzberg und war vor ihrem Einzug ins Abgeordnetenhaus 2011 dort Fraktionsvorsitzende. Behrendt, der im Realo-Lager als Chef weitgehend als nicht vermittelbar galt, trat nicht an. Er habe sie im Vorfeld unterstützt und sich über ihre Kandidatur gefreut, hatte Kapek im taz-Interview gesagt.

Auch Lux wiedergewählt

Neu sind auch zwei der drei Vize-Fraktionsvorsitzenden: die wie Kapek erst 2011 ins Parlament gekommene Pankower Abgeordnete Stefanie Remlinger (42) und Anja Kofbinger (42) aus Neukölln. Wiedergewählt als Fraktionsvize wurden der frühere Grünen-Landesvorsitzende Stefan Gelbhaar (36), ebenfalls ein Parlamentsneuling, und Benedikt Lux (30) als parlamentarischer Geschäftsführer.

In kurzen Stellungnahmen nach ihrer Wahl gingen weder Pop noch Kapek auf Fragen zur jeweiligen Unterstützung durch Realos und Linke ein, sondern attackierten vielmehr den rot-schwarzen Senat. „Die selbsternannte Infrastruktur-Koalition ist krachend gescheitert“, sagte Pop mit Blick auf das Flughafen-Deaster und Meldungen zu weiter steigenden Sanierungskosten bei der Staatsoper. Zugleich riefen sie den Senat auf, Gespräche mit den hungerstreikenden Flüchtlingen auf dem Pariser Platz aufzunehmen. STEFAN ALBERTI