LESERINNENBRIEFE
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Vermutlich kein Einzelfall

■ betr.: „Politiker raus aus den Rundfunkgremien“, taz v. 29. 10. 12

Gerade in den Nachrichten von ZDF und ARD wird öfters über die Berichterstattung des „Staatsfernsehens“ in Diktaturen berichtet. Natürlich haben unsere „öffentlich-rechtlichen“ Sender immer noch einen anderen Charakter, aber sie sollten die PolitikerInnen kontrollieren und nicht umgekehrt. Auch ich denke, dass der beschriebene Vorgang kein Einzelfall ist. In der Tat: Politiker haben in den Rundfunkgremien nichts zu suchen. GEORG NACHTWEI, Braunschweig

Es gibt nur Befürchtungen

■ betr.: „Eneregiewende mit Todesfolge“, taz vom 22. 10. 12

Für den Artikel wurde offenbar nur mit denen gesprochen, die große Schäden für die Schweinswale befürchten, die Argumente der anderen Seite fehlen. Belastbare Zahlen fehlen ebenso. Gibt es zum Beispiel Zahlen zu toten Schweinswalen durch Rammungen? Die Vergrämung soll „kaum leiser“ wie die Rammung sein. Gibt es Befunde, dass Tiere davon taub werden? Oder werden sie lediglich aus dem Gefahrenbereich vertrieben? Warum ist es schlimm, wenn Tiere zeitweilig einen Meeresbereich verlassen? Welche Bedeutung können Windparks langfristig für den Schutz der Tiere haben (keine Schiffe, keine Fischer)? Welche anderen Schallquellen gefährden die Schweinswale (militärischen Übungen)? Die Anzahl toter Tiere wird genannt, aber nicht über eine längere Zeitreihe und ohne jede Korrelation zu Rammarbeiten. Über zwei Seiten erfahren wir an Fakten zu Windkraft und Walen letztlich praktisch nur, dass es Befürchtungen gibt. Das ist zu wenig und rechtfertigt die reißerische Titelseite nicht. SILKE KARCHER, Berlin

Tiefe Endlagerung kostet

■ betr.: „Gorleben. Bürger einbeziehen“, taz vom 23. 10. 12

Was Rebecca Harms vergessen hat, ist die Tatsache, dass man Atomschrott entstrahlen kann, und das kostenneutral. Das geht nur oberirdisch, und man kann mit der Vorbereitung sofort beginnen ohne Endlagersuchgesetz und alles, was sie so dazu schreibt. Tiefe Endlagerung kostet immens! Es kann alles wieder nach oben kommen! Da ist von ihr nun wieder der Vorschlag gemacht, der Kinder und Enkel in Zukunft vergiften und verstrahlen kann. Sie ist sehr schlecht beraten mit dem, was sie schreibt; denn Gorleben ist als Endlager sofort vergessen, wenn man beginnt, den Schrott der Atommeiler zu neutralisieren. WALTER DARGE, Celle

Sichere Endlager gibt es nicht

■ betr.: „Eine Brandmauer ins Wendland“, taz vom 20. 10. 12

In der seit Jahren schwelenden Debatte über ein Endlager wird kaum unterschieden zwischen schwach, mittel oder stark radioaktivem Abfall. Der stark radioaktive ist klassifiziert durch seine Strahlung und seine Wärmeentwicklung. Um diesen geht es beim Streit über Gorleben. Es ist absurd, nach einem unterirdischen Verlies zu suchen, in welchem man Material mit solcher Wärmeentwicklung in größeren Mengen für immer und ewig sicher verschließen kann. Der stark radioaktive Abfall enthält Anteile mit geringeren Halbwertszeiten von einigen zehn Jahren. Deren Anteil an der Wärmeentwicklung wird also innerhalb von 100 Jahren merklich zurückgehen. Die schweren Isotope von Uran, Plutonium usw. haben Halbwertszeiten über 1.000 Jahre. Daraus folgt: Es gibt prinzipiell kein „sicheres Endlager“ für stark radioaktive Abfälle. Es kann nur eine langfristige Aufbewahrung geben, die jederzeit zugänglich sein und ständig überwacht werden muss. Diese sollte auf dem Gelände des jeweiligen Atomkraftwerks erfolgen, damit riskante Transporte durchs Land überflüssig werden. JÖRG NEUMANN, Berlin

Holpriger Start

■ betr.: „Verfrühte Grabreden“, taz vom 30. 10. 12

Richtig an dem Vergleich mit den Grünen ist, dass jede Partei erst mal einen holprigen Start mit diversen Flügelkämpfen hat. Doch es stimmt nur zum Teil, dass die Grünen damals mit dem Ökoticket Wählerstimmen gewannen. Ebenso half ihnen damals die Debatte über den Nato-Doppelbeschluss zur atomaren Aufrüstung, der von der SPD unter Helmut Schmidt mitgetragen wurde, den die Grünen zusammen mit der Friedensbewegung jedoch heftig bekämpften. MARTIN BREIDERT, Bad Honnef

Bayern ohne Asta

■ betr.: „Karl Marx hatte recht“, taz vom 25. 10. 12

Seit Einführung der Studiengebühren sind an bayerischen Hochschulen weder die Wahlbeteiligung noch die Mitwirkung der Studierenden gestiegen, die Tendenz zeigt eher in die andere Richtung. Die Mitbestimmung über die Verwendung der Gelder ist eine Farce, der Einfluss der Studierenden in den „Studienbeitragskommissionen“ gering. Obendrein haben diese nur beratenden Charakter. Gerade in Bayern, dem inzwischen einzigen Land ohne Asta, wurde durch die Gebühren aus der Studierenden- eine Kundschaft. Daher sollte mit der Gebührendebatte eine Diskussion über studentische Beteiligungsmöglichkeiten einhergehen. In diesem Punkt wie auch in dem Wunsch nach einem durchlässigeren Schulsystem können wir Herrn Füller nur recht geben.

GUSTAV LIEBERKNECHT, Campusgrün Bayern, Erlangen