: Atomfrachter angeblich ausgelaufen
ATOMTRANSPORT Die für das AKW Grohnde bestimmten plutoniumhaltigen Brennelemente könnten diese Woche in Niedersachsen anlanden, sagen Umweltschützer. AKW-Betreiber Eon dementiert
Die plutoniumhaltigen Brennelemente aus der Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield sind nun womöglich doch unterwegs zum niedersächsischen Atomkraftwerk Grohnde. Das für die Fracht vorgesehene Schiff „Atlantic Osprey“ sei ausgelaufen und habe bereits in der Nacht zum 3. November den britischen Hafen Workington verlassen, teilte das in Atomfragen gewöhnlich gut unterrichtete Jugendumweltnetzwerk Niedersachsen gestern mit.
Das früher als Fahrzeugfähre eingesetzte Schiff nimmt den Angaben zufolge offiziell zwar Kurs auf den schwedischen Hafen Studsvik. Es könne sich dabei aber um eine Finte handeln. Das Netzwerk hält es für möglich, dass die „Atlantic Osprey“ noch Ende dieser Woche „in der Deutschen Bucht auftaucht“. Ob das Schiff die in Sellafield aufbereiteten Mischoxid-Brennstäbe an Bord hat, blieb zunächst unklar. Der Betreiber des AKW Grohnde, die Eon Kernkraft GmbH, schloss das auf Nachfrage „definitiv aus“. Die Mischoxid-Brennstäbe aus Sellafield enthalten einen hohen Plutonium-Anteil. Sollte nur einer dieser Brennstäbe in die falschen Hände geraten, ließe sich daraus Plutonium für mehrere Atombomben gewinnen, erklärte Greenpeace.
Ursprünglich sollten die Brennelemente von der „Atlantic Osprey“ nach Cuxhaven gebracht und dort auf Lastwagen umgeladen werden. Der Cuxhavener Hafenbetreiber Cuxport und später auch der Bremer Senat lehnten die Abwicklung des Transportes über ihre Hafenanlagen jedoch ab, nachdem Atomgegner protestiert hatten. Der Umschlag könnte nun über die Häfen Nordenham oder Emden erfolgen. Auch Hamburg wäre eine Möglichkeit.
Die Genehmigungsbehörde, das Bundesamt für Strahlenschutz (BFS), hat nach eigenen Angaben keinen Einfluss auf die Transportstrecke. Route und Zeitpunkt würden zwischen dem vom Energieversorger beauftragten Transporteur und der niedersächsischen Landespolizei abgestimmt. Transportfirma ist die Firma Nuclear + Service GmbH mit Sitz in Hanau, eine Tochter der Deutschen Bahn AG.
REIMAR PAUL
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen