Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Heute ein Herz für Legenden, was ja ein Ehrentitel ist, den man sich nicht schnell mal in der Hitparade kaufen kann. Um Legende zu werden, braucht man schon den längeren Atem, sollte mal etwas Bahnbrechendes, möglicherweise Einzigartiges geleistet haben und am besten so lange mit dabei sein, dass sich der Anfang der Geschichte bereits im Mythischen verliert. Bei der Legende Nummer eins Tinariwen datiert dieses „Es war einmal“ auf die Endsiebziger, das Besondere der Tuareg-Band ist die Durchdringung der Sahara-Musik mit dem Blues und Rock. E-Gitarren und ekstatisches Händeklatschen. Was die BBC so beschrieben hat: „Sie sind eine Sensation! Es gibt viele Bands, die wissen, wie Rock funktioniert, aber wenige, die wissen, wie Roll funktioniert. Tinariwen sind die Meister des Roll ’n’ Roll.“ Und spielen heute im Kesselhaus der Kulturbrauerei. Der Sonntag ist dann ein Tummelplatz für die Legenden, wobei Legende Nummer zwei Booker T. strukturell auch mit einem James Last verglichen werden könnte. Also bekanntes Liedgut neu zum Swingen zu bringen. An der Orgel von Booker T. aber swingt das wie Hölle. Außerdem hat der Mann Sachen wie „Green Onions“ und „Time is Tight“ geschrieben und mit seinen MGs Otis Redding erst den Rücken gestärkt. Das ist der Soul. Eine Legende. Beim Jazzfest im Haus der Berliner Festspiele. Legende Nummer drei, ortsnäher: Stern Combo Meissen. Schwerblütiger Rock mit DDR-Vergangenheit. Hat mittlerweile eine 45-jährige Geschichte auf dem Buckel. Die Combo spielt zur Festigung der deutsch-französischen Beziehungen mit der französischen Indieband Deportivo im Kesselhaus. Und mit Cluster hat man westdeutsche Pioniere, die ihre Krautelektronik bis in die Gegenwart geschubst haben. Als Legende Nummer vier stellen sie in den Sophiensaelen ihr neues Album „Qua“ vor.

■ Tinariwen: Kulturbrauerei, Fr, 21 Uhr. 22 €

■ Booker T. u. a.: Haus der Berliner Festspiele, So, 20 Uhr. 10–50 €

■ Stern Combo Meissen: Kulturbrauerei, So, 20 Uhr. Eintritt frei

■ Cluster: Sophiensaele, So, 20.30 Uhr. 15/10 €