: Benzin, das auf den Feldern wächst
Der Autobauer Ford liefert bereits Fahrzeuge nach Schweden, deren Treibstoff aus Biomasse hergestellt wird
BERLIN taz ■ Für die Autofahrer gibt es eine neue Alternative zum Erdöl: Bio-Ethanol. Ford stellt auf der IAA die beiden ersten Autotypen vor, die auch mit Agraralkohol funktionieren. Der Aufpreis beträgt lediglich 300 Euro.
Dieser Zusatzpreis würde sich schnell amortisieren – kostet doch ein Liter Bio-Ethanol „deutlich unter einem Euro“, wie der Bundesverband Freie Tankstellen schätzt. Einziges Problem: Bundesweit gibt es keine einzige Zapfsäule für Bio-Ethanol. Die Investitionskosten sind zu hoch: Sie dürften bei etwa 100.000 Euro liegen.
Für Ford ist es dennoch kein ökonomisches Risiko, auf der IAA mit den Bio-Ethanol-Autos zu prunken. Schließlich werden sie längst in Saarlouis gebaut – und dann nach Skandinavien verschifft. 15.000 Ethanol-Autos hat Ford bereits seit 2001 in Schweden verkauft. Dieser schwunghafte Handel wurde möglich, weil es dort ein Käuferkonsortium gab: Privatleute, Kommunen und Kurierdienste suchten gemeinsam eine Firma, die bereit war, Ethanol-Autos herzustellen. Am Ende meldete sich Ford.
Für deutsche Autofahrer hingegen wird es vorerst nur die „Beimischung“ geben. Die EU fordert, dass bis 2010 die Kraftstoffe aus mindestens 5,75 Prozent Biomasse bestehen. Schon jetzt enthält das normale Super-Benzin ein bisschen Bio-Ethanol, um die Klopffestigkeit zu erhöhen.
Der Agraralkohol wird in Deutschland aus Roggen und Weizen gewonnen – und die Produktionskapazitäten wachsen rasant. 2004 konnten erst 34.000 Tonnen jährlich hergestellt werden; 2005 waren es 500.000 Tonnen. Denn der neue Kraftstoff hat Charme für die Bauern und die Agrarindustrie, würde sie doch endlich profitabel ihre Getreideüberschüsse los. Theoretisch. Tatsächlich müssen die neuen Ethanol-Hersteller melden, dass ihre Kapaziztäten nur zu 20 Prozent ausgelastet sind.
Der schleppende Absatz ist ökologisch kein Problem. „Die Bilanz von Bio-Ethanol ist nicht besonders“, sagt Axel Friedrich vom Umweltbundesamt. Denn Weizen und Roggen liefern relativ wenig Energie, können aber nur aufwändig zu Ethanol verarbeitet werden. Friedrich rät als Alternative: „Es ist 30-mal effizienter, Kraftstoffe einzusparen.“ ULRIKE HERRMANN