Ryanair macht den Abflug

Mitten im Wahlkampf nimmt der Billigflieger Abstand von seinen Ausbauplänen für den Lübecker Regionalflughafen

Der Billigflieger Ryanair hat seine Pläne, den Regionalflughafen Lübeck zum internationalen Drehkreuz machen, vorerst auf Eis gelegt. Hintergrund ist der Ausbau-Stopp, den das Oberverwaltungsgericht Schleswig Ende Juli verhängt hat. Ryanair wollte in Lübeck eine feste Basis mit vier Flugzeugen errichten und versprach täglich 42 Starts und Landungen, zwei Millionen Fluggäste jährlich und 2.000 neue Arbeitsplätze.

Bei der Planung waren Naturschutzbelange allerdings nicht berücksichtigt worden – obwohl laut Gericht etliche Fachgutachten „hochgradig Veranlassung“ dazu gegeben hätten. Geklagt hatten Naturschutzverbände, aber auch Anwohner wehren sich gegen Fluglärm und Luftverschmutzung.

Die Entscheidung des Billigfliegers mitten in der heißesten Wahlkampfphase bringt alle Parteien in Wallung: Der FDP-Politiker Heiner Garg wetterte, die ehemalige rot-grüne Landesregierung habe die „wirtschaftliche Entwicklung abgewürgt“, SPD-Mann Bernd Schröder verlangte nun schnell nach außergerichtlichen Lösungen zu suchen. Zurzeit verhandeln Naturschutzverbände und Landesregierung über Alternativ-Planungen. Besondere Kritik traf Ex-Umweltminister Klaus Müller (Grüne). Der wies gestern die Vorwürfe zurück: Der Baustopp verhindere den ursprünglichen Winterflugplan nicht –die neue Startbahn wäre zum November ohnehin nicht fertig geworden. „Die Absage ist nicht sachlich begründet. Da Ryanair der einzig bedeutsame Kunde ist, bleibt die Flughafengesellschaft diesem Low-cost-carrier auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.“ Schon bei der jüngsten Landtagssitzung hatten die anderen Parteien Müller heftig attackiert: „Geschäftsschädigend und verleumderisch“, nannte FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki Müllers Behauptung, Ryanair sei „kein zuverlässiger Partner“. Est