: Rockender Friedensengel
LATIN-POP Musikalisch setzt Juanes auf rockigen Latin-Pop. In seinen Texten wirbt Kolumbiens erfolgreichster Musikexport nach Shakira für Frieden und Verständigung
VON KNUT HENKEL
In der Comuna 13, dem für seine Armut und Kriminalität berüchtigten Stadtviertel von Medellín, finden nicht oft Konzerte statt. Doch an diesem 21. September wollte Juan Esteban Aristizábal Vázquez unbedingt dabei sein und auf der Bühne in dem kleinen Talkessel auftreten. Zehntausend Menschen waren zu dem von einer Handvoll Musiker der Comuna 13 organisierten Konzert anlässlich des Weltfriedenstages gekommen. Seit Jahren setzt sich Kolumbiens erfolgreichster Latin Pop-Rocker für mehr Frieden auf der Welt ein, ist in Havanna ebenso wie an der Grenze zu Venezuela aufgetreten. Da kann er gerade in seiner Heimatstadt Medellín nicht fehlen und linken Mestizo-Bands wie Doctor Krápula allein die Bühne überlassen.
Hymnen wie „Paz Paz Paz“ oder „Fijate Bien“ hat der mittlerweile 40-jährige Sänger geschrieben, ist gegen Landvertreibung in seinem Heimatland eingetreten, hat sich mit einer eigenen Stiftung gegen den Einsatz von Personenminen positioniert und wirbt für mehr Ausgaben für Bildung in Lateinamerika. Seine Musik in den Dienst der Menschheit stellen, das ist das Konzept des Superstars, der in Key Biscane und Medellín lebt und gerade in Europa unterwegs ist, um sein aktuelles Live-Album „MTV Unplugged“ vorzustellen.
Statt nach großen Shows ist dem mehrfachen Latin-Grammy-Gewinner und Familienvater dabei nach kleineren Events und akustischer Gitarre zumute. Neue Arrangements für Hits wie „Camisa Negra“ oder „A Dios lo pido“ sind darunter und auch „Bandera de Manos“, das Juanes vor ein paar Jahren im Duett mit Campino von den Toten Hosen aufnahm, gehört dazu.
Etwas leiser kommt der Kolumbianer nun also daher, der in den letzten Jahren zwar keine großen Hits mehr platzieren konnte, aber mit seinen Konzerten für den guten Zweck sowohl große Kollegen wie unglaubliche Zuschauermengen anziehen konnte.
So auch in der Comuna 13, wo ihn die Zuschauer aus dem als extrem gefährlich stigmatisierten Stadtviertel genauso hochleben ließen wie die Rapper von Son Batá aus den eigenen Reihen.
■ Fr, 2. 11., 19 Uhr, Docks, Spielbudenplatz 19