LESUNG
: Ungeheure Gleichzeitigkeit

Es ist ein ereignisreiches Jahr, dessen Panorama Florian Illies in „1913. Der Sommer des Jahrhunderts“ (S. Fischer, 320 S., 19,99 Euro) zeichnet: Benn liebt Lasker-Schüler, Proust sucht nach der verlorenen Zeit, Freud bricht mit Jung, Rilke bereist verschnupft Spanien, Adolf Hitler verkauft Postkarten, Duchamp schraubt ein Speichenrad auf einen Küchenhocker, Spengler arbeitet am „Untergang des Abendlandes“ , der Erste Weltkrieg steht bevor. Und Werner Stein wird geboren, 33 Jahre später Erfinder der synchronoptischen Standardtabelle „Kulturfahrplan“. Auch Illies zeichnet sein in zwölf Monate unterteiltes Jahresporträt als Panoptikum hunderter kleiner Ereignisse und kurzer Episoden, als „ungeheure ungleichzeitige Gleichzeitigkeit“, als dichtes Netz unzähliger Beziehungen, das jeder kausalen Logik des Rückblicks widersteht. Heute Abend stellt Illies sein Buch im Gespräch mit Giovanni di Lorenzo vor.  MATT

■ Do, 1. 11., 20 Uhr, Magazin, Fiefstücken 8a