leserInnenbriefe
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Arbeitsplätze futsch

betr. „Die Leute sind verzweifelt“,

taz vom 13. 10. 2017

Es wird vor allem unter Touristikern versucht, den Crash von Air Berlin als „Management-Fehler“ zu verniedlichen. Abgesehen davon, dass diese Fluggesellschaft sehr viel Geld durch das unsägliche Elend beim Bau des neuen Flughafens BER verloren hat, ist es aber ein Beispiel dafür, wie „Wettbewerb“ im Kapitalismus funktioniert: Der Stärkere – in diesem Fall Lufthansa – setzt sich durch.

Die Einmischung der Scheichs von Abu Dhabi mit Gemeinschaftsflügen Air Berlin/Etihad hat das Drama nur noch verlängert. Es wurde beendet durch den Wachwechsel in Abu Dhabi – der auch zu einer Verschmelzung des ebenfalls defizitären Emirates des verschuldeten Al-Maktoum-Clans von Dubai mit Abu Dhabis Airline Etihad führen wird – wo anscheinend inzwischen das Geldverbrennen in der Luftfahrt problematisiert wird.

Aber Lufthansa hat gegen Air Berlin auf gemeinsam bedienten Strecken wie Hamburg–Frankfurt so lange ruinöse Tarife angeboten, bis die Berliner zurückziehen mussten. Gleichzeitig wurde mit eigenen Billigairlines Germanwings, Eurowings und Brussels Air, die mit preiswerterem Flugpersonal operieren, dagegengehalten. Die Stärkere hat Air Berlin zu jahrelangem Siechtum gedrängt. Ob die europäische Kartellbehörde da noch teurere Air Berlin-Arbeitsplätze retten kann, darf bezweifelt werden. Dietmar Rauter, Kronshagen

Nur ein Papiertiger

betr. „Der Bund verkauft Berlin“,

taz vom 11. 10. 2017

Senatorin Lompscher von der Linkspartei traf sich mit Senioren und dem Mieterbund im Abgeordnetenhaus, um die Folgen der Mietsteigerungen zu diskutieren.

Ich kann der Auffassung des Mieterbundes nur zustimmen, dass besonders Senioren von steigenden Mieten stark betroffen sind, besonders wenn sie alleine leben. Sie sind die ersten Opfer der Verdrängung, nicht nur in Berlin. Die Empfehlung von Senatorin Lompscher, sich wegen drohender Mietsteigerungen nach einer Modernisierung rechtlich beraten zu lassen, empfinde ich als blanken Hohn. Es ist ein echtes Armutszeugnis der Senatorin, solche Ratschläge zu erteilen. Sollte die Regierung der Stadt nicht das Heft des Handelns in den Händen halten? Sollte sie nicht die Interessen derer vertreten, die sie gewählt haben? Sollte sie nicht alle Maßnahmen ergreifen um Fehlentwicklungen zu verhindern?

Gute Ratschläge zu erteilen und die betroffenen Menschen bei der ungleichen Auseinandersetzung mit Miethaien und Immobilienmoguln sich selbst zu überlassen, das ist nun wirklich das Letzte, was eine Senatorin tun sollte.

Ich frage mich, ob Frau Lompscher für dieses Amt überhaupt geeignet ist. Mir ist es immer schon suspekt gewesen, dass politische Amtsträger so einfach und selbstverständlich immer wieder neue Fachbereiche übernehmen, ohne in irgendeiner Weise ihre fachliche Qualifikation nachweisen zu müssen. Frau Lompscher war mal Senatorin für Gesundheit, Heute ist sie Bausenatorin. Ich hoffe doch dass sie mehrere Studiengänge in Medizin, Bauwirtschaft und Verkehrswesen abgeschlossen hat. Bei der Besetzung hoher Ämter scheint in Deutschland alles möglich zu sein. Im wahren Leben geht so was nicht. Eine Wurstverkäuferin könnte nicht so einfach plötzlich als Kindergärtnerin arbeiten.

Was für ein Papiertiger der Berliner Senat ist, lässt sich ja auch daran erkennen, wie machtlos er ist gegenüber Bund, Bundesunternehmen und Bundesbehörden. Diese verschleudern nämlich in lustiger Art und Weise Berliner Baugrundstücke am Senat vorbei an den Meistbietenden, und das sind in jedem Falle Immobilienfonds und ähnliche Unternehmen aus aller Welt, die ihr Kapital in Berlin gewinnbringend anlegen wollen. Dass da die Interessen der städtischen Bevölkerung eine Rolle spielen, das glaubt doch wohl kein Mensch.

Warum soll die BSR zum Ostkreuz ziehen, auf ein Gelände, das noch der Bahn gehört? Warum kann auf diesem Gelände nicht gleich sozialer Wohnungsbau betrieben werden und der teure Umzug der BSR eingespart werden? Na klar, auf dem Gelände der BSR an der Warschauer Straße lassen sich hochwertige Eigentumswohnungen besser an den Käufer bringen.

Unsere Stadt ist wahrlich in einem sehr bedenklichen Zustand und wird von sehr fragwürdigen Politikern auch nur verwaltet. Regieren sieht für mich sehr anders aus.

Rudolf Schlehahn, Berlin

Rabiates Vorgehen

betr. Kollwitzstraße 42

Sehr geehrte Damen und Herren,

seit Sommer diesen Jahres hat der Rückbau des aus den Medien bekannten Hofgebäudes an der Kollwitzstr. 42 begonnen.

Sämtliche Bauarbeiten werden über den Hof der Diedenhofer Str. 9–11 abgewickelt. Die Mieter der Häuser 9 und 11 müssen nun nicht nur die damit verbundene Lärm- und Staubbelästigung ertragen, auch die Parkmöglichkeiten sind weiträumig eingeschränkt. Die Wiese unseres wunderbar grünen Hofes ist jetzt eine Straße für Kräne und Baufahrzeuge.

Darüber hinaus kam es deshalb bisher zur Fällung von zwei sehr schönen gesunden Bäumen, die einige Jahrzehnte alt waren. Momentan wird durch die Kranarbeiten das Prachtstück des Hofes, eine Kastanie, stark beschädigt. Wir als Mieter sind fassungslos über dieses rabiate Vorgehen und schwer enttäuscht von der Gewobag als unserem Vermieter! Jeannina Lilienthal, Berlin