das wird der monat, der wird (11)
: Die flackernden Augen des heiligen Jupp

Heute mit dem Erlöser vom Niederrhein, spannenden Daum’schen Spekulationen und dem Ende des belgischen Tennissen

Dortmund, 4. November. Borussia ist beim 2:6 gegen den FC Bayern chancenlos. In der Münchner Kirche St. Jupp, ehemals Frauenkirche, finden noch am Abend Dankgottesdienste für den Messias vom Niederrhein statt.

München, 9. November. Der Erlöser wird 72,5. Es ist der Tag, an dem Sportpsychologen endlich die Antriebsmechanismen von Jupp Heynckes dechiffrieren können. Der Nachfolger von Nachwuchstrainer Carlo Ancelotti (58) habe „geburtsbedingt ein Gemüt der Unermüdlichkeit“: Wer am 9. Mai 1945 zur Welt gekommen sei, trage „nicht nur Schuldgefühle und eine starke Prägung zum Nie-mehr-Verlieren in sich“, sondern habe „vor allem den Willen zum aufopfernden Wiederaufbau“.

Iserlohn, 17. November. „Daum wird Trainer in Iserlohn“: Mit dieser Schreckensmeldung irritierte der Kicker kürzlich das halbe Sauerland. Gemeint war indes der neue kanadische Eishockey-Coach Rob Daum. Vor lauter Erleichterung gewinnen die Iserlohn Roosters seitdem ständig, heute sogar in Düsseldorf.

Köln, 18. November. Die Meldung vom Namensvetter inspiriert Kicker-Leser Christoph Daum umgehend. Der arbeitslose Coach, zuletzt hinter den Karpaten tätig, will „bedenkliche Auffälligkeiten“ bei seinem Intimuskollegen Jupp Heynckes (72,52) entdeckt haben: „Diese ständig flackernden Augen – ich mache mir große Sorgen.“ Uli Hoeneß nimmt seinen besten Fastfreund in Schutz: „Der Jupp hat sich über fast vier Jahre täglich mit Spielbeobachtungen an mehreren Monitoren gleichzeitig für seine weiteren Karriereschritte fortgebildet. Das geht nicht mit starrem Blick.“

Schalke, 19. November. Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus leistet sich den ersten Fauxpas. Einen falschen Einwurf des HSV lässt sie wiederholen, statt ihn dem Heimteam zuzusprechen. „Ein Blackout“, sagt sie kleinlaut, zum Glück nicht spielentscheidend. „Besser als wie wennse Schalke 03 gesacht hätte“, kommentiert Schlacke05. „Fehler passieren. Als Frau ist man halt auch nur ein Mann“, tröstet gendersicher die Gleichstellungspostille FAZ.

Brüssel, 22. November. Fußballtrainer Heynckes (72,53) fliegt weiter durch die Ligen: Am Abend siegen sich seine Herzens-Bayern beim RSC Anderlecht in die Runde der letzten 16 der Champions League – zudem vorzeitig.

Lille, 26. November. Überraschungsfinalist Belgien verliert nach dem Daviscup-Endspiel 2015 auch gegen den Nachbarn Frankreich. Umgehend wird „die komplette Verenglischung des landesweiten Sports“ angekündigt – wie etwa im Fußball, wo der Verband unter belgianfootball.be firmiert und die Fans ihr Team mit „Belgium, Belgium“ anfeuern. „Aus Le Tennis und Het Tennis“, sagt ein Offizieller des königlich-großfritannischen Sports, „machen wir jetzt The Tennis. Und das niedliche flämische tennissen für Tennis spielen wird verboten. Das klingt ja schon wie Doppelfehler zum 0:40.“

Moskau, 30. November. Im Kreml sind 24 Stunden vor der WM-Auslosung „die wichtigsten Deals immer noch nicht unter Dach und Fach“, so ein Insider. Gerade Deutschland verweigere die gewünschten Millionenzahlungen für die vorbereiteten Losmodule. „Dann spielen wir halt in einer Hammergruppe“, sagt Joachim Löw, „wir müssen die Paarungen ja nicht nach Zahlungseingängen generieren. Saudis und Russen spielen da ohnehin in einer anderen Liga.“

Bernd Müllender