off-kino
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

„La Belle et la Bête“ 21. 9. im Filmmuseum Potsdam

Wer wann und bei welchem Film den Film-noir-Stil „erfunden“ hat, ist umstritten. Unbestritten ist jedoch John Hustons Regiedebüt „The Maltese Falcon“ (1941) der berühmteste frühe Film noir und kommt deshalb auch in der kleinen Noir-Filmreihe des Zeughauskinos zu Ehren. In der (zuvor bereits zweimal verfilmten) Geschichte von Dashiel Hammett um die Suche nach einer (gefälschten) Falken-Statuette findet sich vieles, was den Noir-Stil in den folgenden fünfzehn Jahren prägen sollte: der zynische Privatdetektiv und seine Liebe zur falschen, „bösen“ Frau, finstere Polizisten und denkwürdig seltsame Gangster (hier Peter Lorre, Sydney Greenstreet und Elisha Cook Jr.), sowie weitgehend undurchschaubare Intrigen, die vom Schicksal selbst gesponnen werden. Die Amoral wird im Kino zur Alltäglichkeit, und selbst der zerrissene Held findet sich in dieser Welt tiefer Schatten nur noch sehr mühsam zurecht. Für Humphrey Bogart, der hier als Privatdetektiv Sam Spade den Falken jagt, bedeutete die Rolle den Schritt weg von den ungeliebten Gangsterrollen, die er bei Warner Bros. in den Dreißigerjahren zu spielen hatte. In seinem neuen Part als „Held“ gab er sich nach wie vor hart, zynisch und abweisend, doch von nun an konnte man stets den weichen Kern unter der rauen Schale erkennen, den irgendwie hoffnungslos romantischen Idealisten, der zu guter Letzt doch einen selbstlosen Kampf für das Gute und Wahre in der Welt führt.

„Wissen Sie, was ich so traurig finde? Das Leben ist immer anders, als man sich es vorstellt.“ Sagt Anna Karina in Jean-Luc Godards „Pierrot le fou“ (1965) zu Jean-Paul Belmondo und dass sie das Leben am liebsten wie einen übersichtlich strukturierten Roman hätte. Godard interessierte sich damals eigentlich mehr für das Kino als für das Leben und lässt deshalb auch den amerikanischen Regisseur Samuel Fuller auf einer Party herumstehen und das Kino erklären: „Film is like a battleground: love, hate, action, violence and death. In one word: emotion.“ All dies und noch mehr gibt es natürlich auch in „Pierrot le fou“, einer romantisch-essayistischen Abenteuer-/Gangstergeschichte mit diversen Leichen, Dynamit, Papageien sowie viel Rot und Blau und allem, was Jean-Luc Godard zeitlebens sonst noch so bewegte: Literatur, Kunstgeschichte, Politik und krude Scherze. Sehr schön auch die stilisierten Autofahrten mit den bunten Lichtern, die regelmäßig über die Windschutzscheibe flitzen.

„Pierrot le fou“ 19. 9.–21. 9. im Lichtblick

Gleich drei Rollen hatte Jean Marais in Jean Cocteaus „La Belle et la Bête“ zu bewältigen: Ne- ben seinem Part als einsame Bestie mit einer erstaunlichen Maske sieht man ihn in der Märchenverfilmung als bösen, eitlen Freier der titelgebenden „Belle“ und schließlich als vom Fluch erlösten Prinzen. Die Fabel vom Sieg der uneigennützigen Liebe über die Selbstsucht gestalteten Cocteau und sein Kameramann Henri Alékan mit nur wenig Dekoration und viel Licht und Schatten als Triumph der Imagination und einer strahlenden Schwarzweißfotografie.

„The Maltese Falcon“ (OF) 16. 9., 18. 9. im Zeughauskino

LARS PENNING