POLITIK

sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Am Sonntag wird es in der Wagenburg Lohmühle (Lohmühlenstraße 17, 13 Uhr) einen Selbstbehauptungsworkshop für Kinder geben. Wer aber nun daran denkt, wie sich vier- bis zehnjährige Kinder in Kaufhäusern benehmen, und daraus den Schluss zieht, dass Kinder sich ja quasi, seitdem sie sprechen können, selbst behaupten, irrt. Denn Kinder können zwar gut quengeln und quälen, sie sind aber nicht in der Lage, ihrer eigenen Wahrnehmung zu vertrauen, Grenzen zu setzen oder wahrzunehmen, zu sich zu stehen und dergleichen mehr. Weswegen ein solcher Workshop schon nottut. Der Workshop richtet sich an Kinder zwischen vier und sechs Jahren, mithilfe von Büchern und Spielen wird die Selbstwahrnehmung lustig vermittelt, versprechen die VeranstalterInnen. Am Dienstag wird im Friedrichshainer Mieterladen (Kreutzigerstraße 23, 19 Uhr) auf einem Treffen der Initiative gegen rechts über Handlungsmöglichkeiten gegen Alltagsrassismus und Rechtsextremismus gesprochen, allerdings unter einem besonderen Aspekt. Friedrichshain nämlich, so sagen die OrganisatorInnen dieses Treffens, „führt seit 2006 die Berliner Übergriffstatistik an“. Und das, obschon sich die Kiezpolizei alle Mühe gibt, den Rechten Einhalt zu gebieten und sie in andere Stadtteile zu verdrängen. So ehrenhaft der Kampf gegen rechts ist, so sehr muss man sich doch auch wundern – geht es hier irgendwie auch um eine Art linken Heimatschutz? Auch in Kreuzberg und Neukölln machen sich diese Gefühle in der Linken in letzter Zeit arg breit. Aber sollten nicht alle gegen rechts sein und nicht nur die KiezbewohnerInnen? Fast zeitgleich trifft sich im Neuköllner Laidak (Boddinstraße 41, 20 Uhr) die berlinische Poplinke, um von Jonas Engelmann und Alex Pehlemann zu erfahren, was jüdische Identität und Subkultur in den Jahren 1967 bis 77 miteinander zu tun hatten. Denn auch wenn es vielen nicht passt – Punk hat jüdische Wurzeln. Am Mittwoch schließlich wird im Monarch (Skalitzer Straße 133, 19.30 Uhr) von dem Konkret-Autor Stefan Frank erläutert, wie es „zur aktuellen Krise“ kam. Dazu wird Frank sein Buch „Kreditinferno. Ewige Schuldenkrise und monetäres Chaos“ heranziehen, doch sicher auch gern mit dem Publikum diskutieren. Das ist lohnenswert, denn Frank gehört nicht zu den Krisenpropheten, die den Untergang des Kapitalismus auf Jahr und Tag bestimmen können, sondern hat die Wandlungsfähigkeit dieses ökonomischen Systems sehr wohl begriffen.

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