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„Wir machen Musik, die wir auch gerne hören“

Die Hamburger Band „Deine Freunde“ macht coole Popmusik für Kinder – ohne Gitarre, Flöte oder pädagogischen Zeigefinger. Genau deshalb haben auch Eltern viel Freude an ihren Liedern. Ein Gespräch mit Rapper Florian Sump

Florian Sump (im Foto links), 36, war Mitgründer und Schlagzeuger der Flensburger Popband „Echt“. Zu „Deine Freunde“ gehören neben dem Rapper noch Markus Pauli (r.), ansonsten DJ bei „Fettes Brot“, und Lukas Nimscheck. Anfang November erscheint das vierte Album „Keine Märchen“ (Universal Music), kommendes Jahr geht das Trio auch auf Tour.

Interview Birk Grüling

taz: Florian, auf eurer neuen Platte „Keine Märchen“ rappt ihr über die Brutalität in Märchen oder die Fontanelle auf dem Babykopf. Das sind keine klassischen Themen für Kinderlieder ...

Florian Sump: Wir verbringen als Band viel Zeit miteinander, im Studio, auf Tour oder gemeinsam mit unseren Familien. Dabei stoßen wir einfach auf solche Ideen. Zum Beispiel lesen wir gerade viele Märchen vor und haben gemeinsam über die Geschichten diskutiert. Auch über typische Eltern-Sprüche wie „Ich zähle bis drei“ oder „Ich rede mit dir“ schreiben wir gerne. Bei diesen Sätzen ertappen wir uns als Väter auch immer wieder. Von den Eltern hören wir übrigens oft, dass sie die Songs am meisten mögen, die genau diese alltäglichen Dinge aus dem Leben einer Familie ansprechen.

Auch musikalisch ist euer Hip-Hop für Kinder ein großer Kontrast zu der üblichen Akustikgitarre von Rolf Zuckowski und Co. Wie kam es zu der Entscheidung für den Rap?

Kindermusik war lange sehr dogmatisch: Die Texte mussten ultrapädagogisch sein, dazu gab es Flöte und Gitarre. Daran haben wir uns nie gehalten. Wir machen die Musik, die uns gefällt und die wir als Eltern auch gerne hören. Da lag Hip-Hop einfach nah. Ich persönlich bin seit meiner Jugend ein glühender Rap-Fan. Bis heute verfolge ich die Deutschrapszene sehr intensiv. Ich höre mir alles an – die guten und die schlechten Dinge. Auch unser DJ Markus Pauli gehört mit Fettes Brot ja zum Inventar der deutschen Rapszene.

Testet ihr neue Songs vorher an euren kleinen Fans?

Ich arbeite zum Glück als Musikpädagoge in Kindergärten und Grundschulen. Vor allem am Anfang habe ich den Kindern dort alle neuen Lieder vorgespielt und ihre Reaktionen getestet. Natürlich ohne zu verraten, dass die Songs von mir stammen. Nach vier Alben haben wir inzwischen unser Song­rezept gefunden und brauchen eigentlich keine Vorab-Bestätigung durch die Kinder mehr. Trotzdem spiele ich ihnen immer noch gerne neue Songs von uns vor. Es ist unglaublich spannend zu beobachten, wie die Kleinen auf die Songs reagieren.

Ihr müsst ja nicht nur die Kinder überzeugen, sondern auch ihre Eltern. Immerhin kaufen sie auch eure CDs. Wie schafft ihr das?

Diese Erkenntnis war für uns am Anfang überraschend. Die Eltern machen die Hälfte der Hörerschaft aus. Sie hören unsere Songs beim Autofahren mit den Kindern oder begleiten sie zu unseren Konzerten. Und das machen sie offenbar gerne. Dieses Kompliment hören wir jedenfalls nach Konzerten immer wieder. Die meisten sind froh, dass unsere Musik auch für größere Ohren hörbar ist. Inzwischen haben wir die Erwachsenen deshalb beim Songschreiben oder bei den Konzerten durchaus im Hinterkopf. Wir nehmen zum Beispiel häufiger ihre Perspektive ein und sprechen sie aktiver an.