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Deich-Dialektik

Naheliegende Idee: Der Hamburger Soul-Sänger Stefan Gwildis liest den „Schimmelreiter“ vor

von Alexander Diehl

Spannend“ sei er, „aktuell“ und „politisch“: Wenn Stefan Gwildis über den „Schimmelreiter“ spricht, geht er schon mal in die Vollen. Ein Schelm, wer auch einen Zusammenhang sehen möchte zum Jubiläumsjahr: 1817 wurde Theodor Storm geboren, der einzige ausdrücklich als Schleswig-Holsteiner wahrgenommene Literat von Rang. Eine Lesung mit Musik hat Gwildis aus Storms wohl bekanntester Novelle gemacht, begleitet von Tobias Neumann (Klavier) und Hagen Kuhr (Cello).

Und sicher: Es geht im „Schimmelreiter“ um einen Konflikt zwischen etwas Neuem und etwas Älterem, in diesem Sinne versteht Gwildis den Schulunterrichtsklassiker als politisch. Die Ingenieursvernunft im Ringen mit dem Überlieferten, dem Irrationalen: Es liegt nahe, diese – gar nicht einzige – Lesart zu übertragen auf den Künstler selbst: Gwildis, der erst spät überlokal bekannt wurde durch deutschsprachige Adaptionen von Soul-Klassikern wie „Dock of the Bay“, als einer der aufgeschlossen sei gegenüber Neuem – selbst wenn dieses Neue etwas Altes ist.

Nicht von ungefähr greift der 58-Jährige bei der Vertonung seines gestrafften „Schimmelreiters“ nun auch zu musikalischen Formen wie dem Walzer: Den könnte man für immer schon dagewesen halten, für zutiefst gestrig – und doch war er irgendwann mal keins von beidem. Angesichts dessen, wie sehr Storm dieser Tage zum irgendwie nordischen, gemeinschaftsstiftenden Dekor gemacht wird, ist das keine schlechte Annäherung: darauf hinzuweisen, wie wandelbar solche Dinge doch sind.

Nächste Termine: So, 8. 10., Glücksburg (Ostsee); Mo, 9. 10., Amrum, Norddorf; Di, 10. 10., Cuxhaven; Fr, 13. 10., Wacken; Sa, 14. 10., Plön; So, 15. 10., Schleswig; Fr, 20. 10., Aurich; Sa, 21. 10., Husum

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