LeserInnenbriefe
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Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Der Brown-out. Alle erschüttert

betr.: „Wehret den Anfängern!“, taz vom 26. 9. 17

Erschütterung geben die politischen Lager vor. Über das, was sie selbst mehr oder weniger wissentlich oder unbewusst mit herangezüchtet haben? Alle geben vor, verstanden zu haben, die Wähler wollten kein „Weiter so!“ … Wenn von „rechter Flanke ausfüllen“ und ähnlichen Ambitionen die Rede ist, kann jeder wissen wohin es „weiter“ geht. Insofern hat das Jagen, das Gauland ankündigt, schon begonnen.

Auch heute stimmt: Oft mehr als ein Viertel der Wählerstimmen für die AfD sind keine Nazis, wie sie es einst nicht waren. Aber diese Stimmen haben sie unbestreitbar an die Macht gebracht. Der Unterschied: heute kann niemand mehr sagen, nicht gewusst zu haben, wen und was er wählt. Die Kandidaten sagen deutlich, wessen Geistes sie sind. ROLAND WINKLER, Aue

Erinnerungslos

betr.: Nach den Wahlen

Ein Land rutscht nach rechts,

Blicke sind ratlos.

Ein Bürgerrecht war vergebens,

ein einzelnes Kreuz so machtlos.

Der Tag danach,

der Beginn deucht nahtlos.

Das Gestrige ist wieder da,

der Hass, so hemmungslos.

Die Hoffnung, sie hadert

richtungslos.

Deutschland wohin gehst du,

so erinnerungslos?

YVOE, Berlin

Zschäpe ist kein „Bravo“-Girl!

betr.: NSU-Berichterstattung der taz

Liebe taz Redaktion! Umständehalber muss ich manchmal meinen aufgehäuften ungelesenen taz-Berg abarbeiten. Beim Studium und Durchblättern der alten Exemplare – mit vielen sehr gut recherchierten Reportagen – fiel mir bei der Berichterstattung über den NSU auf, dass Sie die Protagonistin dieser kriminellen Vereinigung stets mit einem Porträt oder sogar mit einer großformatigen Ganzkörperabbildung – wie einen Filmstar – präsentieren.

Blickt man zurück, wurde Beate Zschäpe in der taz wohl unzählige Male in kleinen und sogar halbseitigen Abbildungen zur Illustration und zum gedankenlosen Auffüllen von Seiten als eine Art „Covergirl“ missbraucht. Meinen Sie nicht auch, dass wir alle inzwischen wissen, wie Beate Zschäpe aussieht? Oder wollen Sie uns weiterhin mit Zschäpe-Porträts zu den nächsten NSU-Berichten „informieren“? Ich schlage dann einen Zschäpe-Starschnitt vor! FRANK ROSEMANN, Sylt

Kündigt Trump Militärdiktatur an?

betr.: „Peinlich und aggressiv“, taz vom 21. 9. 17

In Donald Trumps UN-Rede hieß es: „From now on, our security interests will dictate the length and scope of military operations, not arbitrary benchmarks and timetables set up by politicians.“ Auf Deutsch: „Von nun an werden unsere Sicherheitsinteressen – und nicht irgendwelche beliebigen, von Politikern aufgestellten Richtwerte und Fahrpläne – die Dauer und den Umfang militärischer Operationen diktieren.“

Was heißt es, wenn Politik keine Rolle mehr in der Kriegsführung der USA spielt? Militärdiktatur?

DAVID AUERBACH, Wangen im Allgäu

Trump ähnelt Hitler im Völkerbund

betr.: „Peinlich und aggressiv“, taz vom 21. 9. 17

Ohne Donald Trump auch nur ansatzweise mit dem Regime des NS-Staates assoziieren zu wollen, aber die Behandlung der Weltgemeinschaft der UNO durch den amerikanischen Präsidenten sowie die Ansprache im UN-Plenum erinnert schwer an die Politik des Hitler-Regimes gegenüber dem Völkerbund. Diese neue Staatengemeinschaft hatte sich nach dem Ersten Weltkrieg aufgestellt, eine friedliche neue Zeit zu ebnen und Frieden zu garantieren. Der neue Betonnationalismus, nicht nur von Donald Trump, schafft nun, ebenso wie die Austrittspolitik Hitlers aus dem Völkerbund, neue nationale Reibungspunkte, und Länder wie die USA, Ungarn, Polen und die Türkei gehen mit ihrer Politik der nationalen Abschottung einen Weg zurück in die Richtung der Zeit vor 1914. Weiter entsprach die Art und Weise sowie der Inhalt der Rede Donald Trumps in keiner Weise der Würde dieses Hauses. Spätestens nach der Androhung der Zerstörung Nordkoreas hätte man dem amerikanischen Präsidenten das Wort entziehen sollen.

Man stelle sich vor: Im Deutschen Bundestag geht ein Abgeordneter an das Rednerpult und fordert die Kriegseröffnung sowie die Zerstörung eines Staates! Er hätte wohl kaum die Möglichkeit erhalten, seine Rede zu Ende führen zu können.

Eine solche Politik des Revanchismus beobachtete man im Bundestag noch nicht einmal während der direkten Nachkriegszeit gegenüber der Sowjetunion. Herr Trump muss sich wirklich den Vorwurf gefallen lassen, dass seine Art und Weise, so aufzutreten, nicht nur gefährlich sondern auch peinlich war. Seine Rede war der Gipfel der Nichtdiplomatie. Die amerikanische Regierung, die amerikanische Politik aber auch die amerikanische demokratische Bevölkerung täte gut daran, sich von dieser Rede in aller Deutlichkeit zu distanzieren. GEORG DOVERMANN, Bonn