Hundert Jobs
: Bürokratie wagen

Hundert neue Stellen bei der Landesregierung – die Vermehrung der schwarz-gelben Jünger ist keine Überraschung. Nach knapp vier Jahrzehnten sozialdemokratischem Postenwichteln ist es nicht einmal eine hohe Zahl. Auch MitarbeiterInnen am Schreibtisch sollten schließlich das vertreten können, was die Chefin oder der Boss vorschlägt. Schwer vorstellbar, dass ein altgedienter Umweltaktivist aus grünen Ministeriumszeiten nun die Auflagen für Windräder verschärfen will.

KOMMENTAR VONANNIKA JOERES

Konsequent sind die neuen Posten allerdings nicht. Schwarz-Gelb rühmt sich stets damit, Bürokratie zu schmälern. Allen voran die Freidemokratie baute das Gespenst von einem wasserköpfigen Apparat auf, in dem hunderte Menschen Däumchen drehen. Dabei ist schon der Kampfbegriff Bürokratieabbau grundsätzlich in Frage zu stellen: Abbau ist nur ein dürftig verschleiertes Synonym für Jobverluste, für Menschen, die auf der Straße stehen. Und oft auch für Projekte, die unter ihm leiden: Schon Rot-Grün hat MitarbeiterInnen von Beratungsstellen mit dem Hinweis entlassen, sie müssten effizienter arbeiten, der Verwaltungsaufwand sei zu hoch.

Schwarz-Gelb fällt jetzt der eigenen Rhetorik zum Opfer: Wenn die neue Regierung sich nicht tagein tagaus hinter dem überstrapazierten Begriff Bürokratie verschanzen würde, hätte sie jetzt auch kein Problem: Sie könnte die Neueinstellung einfach als neue Arbeitsplätze verkaufen. Diesen Kampfbegriff wird es immer geben.