Fragen ohne Antworten

Daniel Cohn-Bendit sagt im Augustinum, warum es nicht egal ist, wie viel Prozent die Grünen bekommen

Wenn man bei einer Anwesenheit von mehr als 200 Menschen von „intim“ sprechen kann, dann trifft das den Wahlkampf-Auftritt Daniel Cohn-Bendits am Mittwochabend im Wohnstift Augustinum. Der gediegene Saal, ein konzentriert zuhörendes Publikum und ein Redner, der sich differenziert mit der Lage im Land und der eigenen Partei auseinander setzte, sorgten für eine Atmosphäre wie bei einem Vortrag. Nicht dass Cohn-Bendit sein Publikum nicht mitgerissen und unterhalten hätte, aber eben mit dem Florett statt mit dem Säbel.

Er wolle klarmachen, „dass es nicht egal ist, wie viel Prozent die Grünen kriegen“. Wer zu sehr auf Rot-Grün setze, verkenne, dass die Grünen die Probleme anders definierten als die SPD. Die Grünen müssten die Gesellschaft mit Grundwahrheiten herausfordern, etwa beim Klimaschutz und der Generationengerechtigkeit.

Rot-Grün habe zwar notwendige Reformen vorgeschlagen, aber zu spät: Weil jeder Deutsche ein Drittel seines Lebens als Rentner verbringe, hätte bereits 1998 das Rentensystem umgebaut werden sollen. Auch die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes sei „richtig und notwendig“. Gleichzeitig hätte es aber mehr Sicherheit geben müssen, etwa durch die Bürgerversicherung.

Um Arbeitsplätze zu schaffen, schlug er vor, auf alte grüne Konzepte zurückzugreifen: die Verringerung der Arbeitszeit (ohne Lohnausgleich) und Alternativbetriebe, in denen ein Mehr an Freiheit mit einem Verzicht an Konsumfähigkeit erkauft werde.

In der Außenpolitik hielt der grüne Europa-Parlamentarier ein Plädoyer für eine den demokratischen Grundfreiheiten verpflichtete Kultur, die von Europa stets unterstützt werden sollte. Hier verortete Cohn-Bendit auch die Grünen: „Wer grün wählt, gibt seine Stimme für eine politische Kultur, die es wagt, Fragen zu stellen, auch wenn man keine Antworten hat.“ knö