Musikfest heute: Goran Bregovic

Nach Arbeiterschweiß riecht es nirgends mehr – und der letzte Fussel Staub wurde auch weggeputzt. Sanft beleuchtet vom Abendlicht, das durch die Fenster hineinlugen darf, verliert die ehemalige Staplerhalle am ehemaligen Überseehafen ihre Geschichte. Sie füllt sich mit dem Parfüm der Gäste, funkelt ganz selbstverständlich unter der Hochkulturaura des Musikfestes. Und überzeugt als klassischer Klangraum. Ein idealer Ort für den heimatlos heimatliebenden Serbokroaten Goran Bregovic. Heute (20 Uhr) zelebriert er hier – zusammen mit der „Funeral And Wedding Band“ – „Karmen with a happy end“.

Fürs Musikfest bringt Bregovic seine „Carmen“-Version zur deutschen Erstaufführung. Weggestrichen ist der schmerzhafte Mythos einer „femme revoltée“. Bregovic nutzt Carmens Herkunft, das Zigeunertum, als institutionalisierter Außenseiterrolle, um sich süffig einzulassen auf die sentimentale Hemmungslosigkeit der Musik- und Show-Tradition reisender Sinti- und Roma-Musikanten. Kein irritierender Klangfussel wird bleiben. Bei Bregovic führt Leidenschaft nicht zum Tode, sondern verführt zum Tanzen. Fis