gaspreis-erhöhung
: Vielleicht auch eine Chance

„Benzin-Wut“, „Heuschrecken“, „Preistreiber“, „Profiteure“ – Unternehmer, und vor allem jene, die fossile Rohstoffe fördern oder verarbeiten, haben derzeit nicht den besten Ruf. Sie erhöhen die Preise kräftig. Und die meisten Menschen beschleicht das unangenehme Gefühl, hier stoße sich jemand auf ihre Kosten gesund. Alles, ohne dass sich Otto Normalverbraucher und Lieschen Müller dagegen ernsthaft wehren könnten. Schließlich herrschen auf dem Erdöl-, Gas- und Strommarkt de facto Oligo- oder gar Monopole, die Preise diktieren können. Und dass der Gaspreis an den Ölpreis gekoppelt sein muss, mag verstehen, wer kann.

KOMMENTARVON PHILIPP GESSLER

Die Empörung ist also nachvollziehbar, auch wenn man die ekligen Kampagnen von Boulevardzeitungen für möglichst billiges Benzin nicht teilt. Auf das Auto in Berlin zu verzichten ist ja möglich. Dass aber die Armen der Stadt noch weniger im Portemonnaie haben, weil reiche Gasproduzenten ihre Gewinne steigern wollen, ist schwer erträglich. Offenbar können wir zukünftig nicht nur mit einem Blick auf Zahnlücken erkennen, aus welcher Schicht jemand kommt. Es drohen Zeiten, da man an der Wohnungstemperatur ablesen kann, wie viel jemand verdient.

Andererseits könnten hohe Gaspreise ein Anlass sein, über die wahren Kosten der fossilen Energieversorgung nachzudenken. Ermisst man die wirklichen ökologischen Kosten, ist Strom, Öl und Gas weiterhin zu billig. Da könnte der jetzige Preisschock auch die Chance bieten, das Energiesparen anzutreiben. Langfristig werden wir uns sowieso alle an viel höhere Energiepreise gewöhnen müssen.