„Nehmt den Hurensohn vom Feld“

USA Präsident Donald Trump fordert den Ausschluss von protestierenden Sportlern und lädt zudem den Basketballmeister wegen unliebsamer Profis aus dem Weißen Haus aus

NFL-Chef Roger ­Goodell nannte Trumps Äußerungen „spalterisch“

Die Politisierung des Profisports schreitet in den USA weiter voran. Und Präsident Donald Trump hat fraglos einen großen Anteil an der Entwicklung. Gerade an diesem Wochenende heizte er diesen Prozess mächtig an und brachte insbesondere Basketball- und American-Football-Profis gegen sich auf.

Auf einer Wahlkampfveranstaltung im US-Bundesstaat Alabama nahm sich Trump am Freitag die Teambesitzer der National Football League (NFL) vor und forderte sie dazu auf, Spieler zu entlassen, die beim Abspielen der Nationalhymne knien. An sein Publikum gewandt fragte Trump: „Würdet ihr es nicht liebend gerne sehen, das wenn jemand die Flagge nicht respektiert, ein NFL-Teambesitzer sagen würde, ‚Nehmt den Hurensohn vom Feld. Weg damit! Er ist gefeuert.‘ “

In der vergangenen Saison protestierte der Footballprofi Colin Kaepernick erstmals während dem Abspielen der US-Nationalhymne auf den Knien gegen den Alltagsrassismus im Allgemeinen und die Polizeigewalt gegen Schwarze im Konkreten.

Trump forderte die Footballfans nun auf, künftig bei derartigen Vorkommnissen die Spiele aus Protest zu verlassen. NFL-Chef Roger Goodell nannte Trumps Äußerungen „spalterisch“. Sie zeugten von einem „Mangel an Respekt für die NFL, unser großartiges Spiel und alle unsere Spieler“, hieß es in einer schriftlichen Erklärung. Und er erklärte zudem, die NFL wäre am besten, „wenn wir dabei helfen, ein Einheitsgefühl in unserem Land und unserer Kultur zu erzeugen“.

Es dauerte nicht lange, bis via Twitter Trumps Replik kam: „Roger Goodell von der NFL hat gerade ein Statement veröffentlicht, in welchem er versucht, die totale Respektlosigkeit bestimmter Spieler gegenüber unserem Land zu rechtfertigen. Sag ihnen, dass sie stehen sollen!“

Am Samstag befeuerte Trump obendrein eine andere Fehde auf kuriose Weise. Nachdem der Basketballausnahmespieler Steven Curry vom NBA-Champion Golden State Warriors tags zuvor angekündigt hatte, dass er der obligatorischen Einladung für das Meisterteam ins Weiße Haus nicht folgen werde, twitterte Trump am Samstag: „Ins Weiße Haus eingeladen zu werden, ist eine große Ehre für ein Meisterteam. Stephen Curry zögert, daher ist die Einladung zurückgezogen.“

Curry macht aus seinen Vorbehalten gegenüber dem US-Präsidenten seit Längerem keinen Hehl. Als Anfang des Jahres der Chef von Currys Ausrüster Under Armour, Kevin Plank, Trump als „Asset“, also Gewinn, pries, erklärte Curry selbst, dass dies stimme, wenn man das „et“ entferne. Er bezeichnete Trump also als „Arsch“ und ermutigte in diesem Zusammenhang alle Profisportler, auszusprechen, was sie denken, und nicht schweigsam im Strom mitzuschwimmen.

Bemerkenswert war am Wochenende dann auch die Reaktion der Warriors auf die Ausladung von Trump. Der Klub teilte mit, die Überzeugung der Mannschaft sei, dass nichts amerikanischer sei als das Recht der Bürger auf ihre freie Meinungsäußerung zu wichtigen Angelegenheiten. „Anstatt eines Besuchs im Weißen Haus haben wir entschieden, dass wir unsere Reise in die Hauptstadt im Februar dazu nutzen werden, um Gleichberechtigung, Vielfalt und Inklusion zu feiern – die Werte, für die wir stehen.“

Die Debatte über den Umgang mit der Nationalhymne in den US-Profiligen fand am Wochenende übrigens neue Nahrung. Mit dem Catcher Bruce Maxwell kniete vor dem Spiel seiner Oakland Athletics gegen die Texas Rangers auch der erste Spieler aus der Major League Baseball (MLB) während der US-Hymne, um gegen Rassismus und die Politik Donald Trumps zu protestieren.

Johannes Kopp