Hertha vor kleiner Bühne

Euro League Am heutigen Donnerstag starten die Berliner gegen Athletic Bilbao

Es ist nach acht Jahren Pause wieder Europacup-Abend bei Hertha BSC – aber die Hauptstadt ignoriert die Rückkehr ihres Fußballteams Nummer eins auf die internationale Bühne. Vor dem Gastspiel von Athletic Bilbao am Donnerstag (21.05 Uhr) im Olympiastadion schleicht sich der Ticket-Vorverkauf nur langsam an die 20.000-Marke heran.

„Wir wissen, dass nicht so viele Zuschauer kommen werden. Das müssen wir akzeptieren. Berlin ist so“, sagte Trainer Pál Dárdai trotzig. Ein wenig hatten er und die Spieler schon damit gerechnet, dass sich der schwache Zuschauerzuspruch aus der Vergangenheit nicht wiederholen würde. Immerhin hat sich Hertha nach zwei Abstiegen aus einem schwarzen Loch befreit und wieder mit Europacup-Fußball belohnt. „Das spricht auch für die Entwicklung der Mannschaft. Wir freuen uns alle drauf“, sagte Verteidiger Sebastian Langkamp.

25.000 werden erwartet

In den fünf internationalen Spielzeiten zwischen 2003 und 2010 pendelten die Zuschauerzahlen zwischen 8.000 und 26.000. Ausnahme war nur der Heimauftritt gegen Galatasaray Istanbul, als vor allem türkische Anhänger 62.000 Plätze füllten. „Es wäre von Vorteil, wenn wir davon ausgehen, dass es nicht ausverkauft sein wird“, bemerkte nun Langkamp zur erwarteten Atmosphäre: „Wir können uns dann darauf einstellen, dass nicht so viel los sein wird.“ Bis zum Anstoß rechnet Hertha mit 25.000 Zuschauern.

Dárdai will aus dem Dilemma einfach eine sportliche Herausforderung machen. Ziel ist Platz eins oder zwei in der Gruppenphase: „Wenn wir gut spielen und weiterkommen und in der K.-o.-Phase einen starken Gegner kriegen, dann wird das Stadion auch voll.“ Die Grundlage will Hertha schon im 107. Europapokalspiel der Vereinsgeschichte gegen den vermeintlich stärksten Gruppenkontrahenten legen. „Vom Namen her ist Bilbao natürlich der beste Gegner. Die haben sich in der Quali durchgesetzt, das ist also eine Siegertruppe“, betonte Dárdai.

Das aktuelle Athletic-Team, in Abgrenzung zum jüngsten Ablösesummen-Wahn noch immer traditionell ausschließlich von Profis mit baskischem Bezug gebildet, ist mit zwei Siegen und einem Remis in die spanische Liga gestartet und steht auf Rang vier. „Aber wir spielen zu Hause und da haben wir uns immer gut präsentiert. Wir wollen gewinnen“, sagte Dárdai.

Für seine Profis ist die Europa League eine hervorragende Gelegenheit, sich zu präsentieren und weiterzuentwickeln, betonte der Trainer. Und die Akteure um den jungen Mitchell Weiser betreten mit Stolz, aber auch einem Schuss Ungewissheit die neue Bühne. „Es ist etwas Spezielles, Teilnehmer der Europa League zu sein“, erklärte Mathew Leckie, mit drei Treffern in vier Bundesliga­spielen derzeit Herthas Torgarant Nummer eins. „Wir haben die Fähigkeit zu gewinnen, wir haben genug Qualität, vor allem zu Hause. Aber wir müssen die anderen Teams auch respektieren. Das ist alles neu für uns“, ergänzte der Australier. (dpa)