LeserInnenbriefe
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Die Asis aus Köln-Sülz

betr.: „Benehmt euch!“, taz vom 16./17. 9. 17

Das schlechte Benehmen in der Öffentlichkeit erlebe ich auch täglich – in wohlhabend-gentrifizierten Vierteln wie Köln-Sülz, Hamburg-Ottensen und Prenzlauer Berg, dort wohne ich oder habe ich länger gewohnt und mich über vermeintlich kultivierte Menschen geärgert, die zu zweit nebeneinander auf dem Bürgersteig gehen müssen und nicht hintereinander gehen können, wenn ihnen jemand entgegenkommt. Ebenso dürfen Eingänge und Bürgersteige beim Schnacken (mit und ohne Kinderwagen) blockiert werden, laut telefonieren in Bahn und Café ist ein Muss, weil offensichtlich der Gesprächsinhalt immer geistreich ist. Abendliches Feiern im Park, auf öffentlichen Plätzen und vorm Büdchen ist ebenfalls laut, ohne Rücksicht auf Anwohner, und den Müll entsorgen ja die Männer in Orange, auch neben der Tonne und auf dem Rasen.

Geht eine empathisch mitten auf der Straße für Pfandsammler stehen gelassene Glasflasche kaputt, gibt es auch dafür Personal, schiet op den Radfahrer, kann ja woanders langfahren.

Ich bin es so satt, immer von den Asis in Neukölln und Chorweiler zu hören, die sich nicht benehmen können. Über die selbstgerechten gutverdienenden Asis in den schönen Altbauvierteln, die ja vielleicht sogar eine Erziehung zu gutem Benehmen hatten, sie aber nicht anwenden, weil sie es einfach nicht einsehen, da deren Bedürfnisse zählen und sonst keine, über die würde ich auch gern mal was lesen. Auch mal darüber, dass sie ihren Sperrmüll auf die Straße stellen und allen Ernstes „zu verschenken“ auf eine ranzige Matratze schreiben, anstatt diese auf der Kippe zu entsorgen. Wenn ich mich so umsehe im Viertel, dann ist auch der eine oder die andere taz-Leser_in darunter. Für deren Kinder gilt das oben angeführte leider auch schon. Aber die können ja nun gar nix mehr dafür. Wer soll ihnen auch gutes Benehmen vorleben? GABRIELE BERNKLAU, Köln

Tonnen von Papier

betr.: „Seite an Seite für die Pressefreiheit“, taz vom 18. 9. 17

Ich brauche die taz, aber Vorstand und Aufsichtsrat sind sich einig: Es kann nicht Aufgabe der taz sein, Tonnen von Papier durch die Republik zu karren. Ich frage höflich an, worin soll ich die Kartoffelschalen für den Kompost einwickeln? Im Tablet? Und die Bilder mit wasserlöslichen, umweltfreundlichen Farben trocknen auf dem Smartphone? taz ohne Papier, ich ohne taz.

ROLF BERGMEIER, Köln

Große Fotos, mehr Weißraum

betr.: „Seite an Seite für die Pressefreiheit“, taz vom 18. 9. 17

Frisch von der Geno-Versammlung zurück kann ich euch nur zur neuen Blattgestaltung gratulieren. Ich finde große Fotos gut und ich freue mich auf mehr Weißraum. Lasst den frischen Wind, der durch die „neue“ taz wehen wird, nicht ausgehen.

HANS DUDDA, Dortmund

Im 13. Jahr der Rautokratie

betr.: „Das Parlament ist keine Käsetheke“, taz vom 14. 9. 17

Lieber echter Martin Kaul, da hast du ja eine richtig gute und schöne Hasstirade geschrieben gegen Die PARTEI. Kommt ja auch gut, Hass und Verachtung ist schließlich wieder voll im Trend. Und dann lässt du die taz-Redaktion noch gleich ein Bekennerschreiben hinterherschicken! Wow! Es ist ja auch richtig mutig, als taz-Reporter in der taz linken Mainstream zu verbreiten!

Und du hast ja auch doppelt recht mit deinem Warnruf: „Neonazis kommen ins Parlament“: Erstens, weil es so sein wird, und zweitens, weil es zum Kotzen ist. Und richtig sagst du, dass es das zu bekämpfen gilt.

Nur, wie kämpft man denn? Vielleicht, indem man am 24. Sep­tember sein Kreuzchen bei der Linken macht? Damit dann die Sahra ein paar pointierte Reden unter der Glaskuppel halten kann? Ja klar, so verhindert man sicher die AfD!

Oder vielleicht doch das alte Che-Guevara-T-Shirt aus der Klamottenkiste kramen und auf irgendeinem Platz „Hoch die inter-nat-iona-le So-li-da-ri-tät!“ skandieren? Na ja, damit wirst du heute wohl eher erreichen dass noch mehr Leute die AfD wählen.

Aber glücklicherweise gibt es ja noch das alte linke Erfolgsrezept: Mit fünfeinhalb Leuten und einer Kiste Bärenpils in einem Berliner Hinterhof sitzen und die Weltrevolution vorbereiten!

Die PARTEI hat bislang mehr gegen die AfD getan als alle linken Redner, Skandierer und Revolutionsvorbereiter zusammen. Die Aktion, rechte Facebookgruppen zu untergraben, war grandios.

In den Zeiten der Autokratie war der Hofnarr der Einzige, der dem Herrscher einen Spiegel seiner Herrschaft vorhalten durfte, ohne dafür gleich geköpft zu werden. Vordergründig Spaßmacher, aber dahinter auch Kritiker und Kämpfer, der eigentliche Revolutionär! Und jetzt, im bald 13. Jahr der Rautokratie, wird er wieder dringend gebraucht – um dem muttiverliebt vor sich hin träumenden Volk und seinen Vertretern den Eimer Wasser in die Fresse zu kippen! JÖRG RACHEN, Nijmegen, Niederlande

Martin und Sahra

betr.: „Zwei Parteien wie Pech und Schwefel“, taz vom 18. 9. 17

Schwarz-Gelb-Grün ist auch keine Alternative für Deutschland. Schon deshalb weil Christian und Kathrin nicht zusammenpassen, genauso wenig wie Martin und Angela. Bei Martin und Sahra kann ich mir wenigstens vorstellen, dass sie in einer ­rot-rot-grünen Regierung sich zusammenraufen könnten: Wer nicht wag(enknech)t, der nicht gewinnt! Überlegen Sie sich’s doch auch mal. HARALD SCHWADERER, Tübingen