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Die AfD möglichst kleinhalten

betr.: „Das Parlament ist keine Käsetheke“, taz vom 14. 9. 17

Martin Kaul nennt eine Anzahl guter Argumente, warum man die PARTEI nicht wählen sollte. Mein zentrales Argument hat er aber nicht deutlich herausgestellt: Ich wähle in diesem Jahr nicht nur, um eine Partei zu stärken, sondern auch, um die AfD möglichst kleinzuhalten. Das gelingt aber nur, wenn ich eine der Parteien wähle, die sicher über die 5 Prozent kommen. Die Verteilung der Sitze im Bundestag wird nämlich nur nach Anzahl der für diese Parteien abgegebenen Stimmen vorgenommen. Alle anderen Stimmen erhöhen die Wahlbeteiligung, fallen aber ansonsten weg. Also muss ich mich, wenn ich die Nazis schwächen will, zwischen den anderen fünf größeren Parteien entscheiden, auch wenn mir das – zugegebenermaßen – schwer fällt. LISA QUASNITSCHKA, Friedberg

Die Wahlempfehlung fällt mir leicht

betr.: „Wohin mit meiner Stimme“, taz vom 15. 9. 17

Liebe Fatma Aydemir,

schon seit Längerem bin ich an Ihrem taz-Leben interessiert, habe mir auch Ihr Buch gekauft (obwohl das meiner Enkelin besser gefallen hat).

An meiner ersten Gesamtschule als Lehrerin vor circa 40 Jahren hatte ich auch eine Fatma Aydemir in meiner Klasse neben vier weiteren SchülerInnen aus der Türkei, an die ich mich noch gerne erinnere. Inzwischen bin ich pensioniert, unterstütze aber weiter zugewanderte Frauen beim Deutschlernen und habe mit einigen türkischen Frauen Freundschaft geschlossen, habe von ihrer Herzlichkeit und Wärme profitiert und mit Freude gehört, dass die Töchter von vielen von ihnen hier auf der Gesamtschule Abitur gemacht haben.

Die Gesamtschule ist für mich ein wichtiger Meilenstein in meinem Leben, denn hier ging es immer auch darum, Verständnis aufzubringen und unter der Oberfläche des Nichtkönnens und Nichtwissens die Begabungen zu entdecken und zu fördern.

Wenn Sie meinen, Angela Merkel hatte den Mut, viele Flüchtlinge aufzunehmen, ist das falsch gesehen. Es war damals sehr opportun, und dafür hatte Frau Merkel immer ein Gespür. Die Flüchtlinge wurden und werden von der Zivilgesellschaft angenommen, mit offenen Armen und der großen Bereitschaft, beitragen zu können zu mehr Menschlichkeit.

Gestern besuchte mich eine junge syrische Mutter aus Kobane mit ihrer kleinen Tochter und sagte erfreut: „Ich kann mein Kind zu einer Tagesmutter bringen, hilfst du mir, den Vertrag zu verstehen?“ Wem haben wir das zu verdanken, dass jedes Kind das Recht hat, betreut zu werden? Wer hat die Gesamtschulen gegen CDU und FDP durchgesetzt? Allein das zeigt für mich, dass es große Unterscheidungen gerade in den Kernfragen gibt. Und dann fällt die Wahlempfehlung mir leicht.

URSULA LINDE, Bochum

Satiriker sind nicht die besseren Menschen

betr.: „Elitär, bourgeois und amoralisch“, taz.de vom 14. 9. 17

Satiriker sind nicht die besseren Menschen und schon gar nicht die besseren Politiker – obwohl manche Zuschauer genau davon fest überzeugt sind. Ich als Kabarettist beobachte diese politikferne Einstellung bisweilen auch bei sich politisch fühlenden Menschen.

Ein weiterer Grund, warum man eine Satirepartei nicht wählen sollte: Wer, statt lediglich über das Angebot einer solchen Partei zu schmunzeln, diese auf dem Wahlzettel tatsächlich ankreuzt und dies auch noch öffentlich kundtut, stellt im Moment des Ankreuzens unter Beweis, dass er eben diese Satire nicht verstanden hat. Es stellt sich überhaupt die Frage, ob die „PARTEI“ auch nur einen einzigen Wähler hat, der nicht mit seiner Wahlabsicht prahlt. Vermutlich nicht. TILMAN LUCKE, Berlin

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