Nehmt Abschied, Brüder

UMZUG Die Seemannsmission plant ihr Heim am Jippen aufzugeben und an neue Ufer aufzubrechen

Das Heim der bundesweit ältesten Seemannsmission in Bremen am Jippen steht vor dem Aus. Eine entsprechende Anfrage bestätigte der Vorsitzende des Trägervereins, Arendt Hindriksen. Man werde im nächsten Jahr umziehen. Am Freitag will sich der Vorstand des evangelischen Hilfswerkes mit Einzelheiten an die Öffentlichkeit wenden.

Die Bremer Seemannsmission hat das Gebäude 1956 als Anlaufstelle für Matrosen aus aller Welt unweit der Weser und der Innenstadt erbaut. Der nach dem Krieg wieder eingerichtete Dienst hatte 1950 seine Arbeit zunächst an anderer Stelle mit einem „Schiffsjungenheim“ aufgenommen, war dann aber zum Jippen umgezogen. Bereits 1961 wurde dort auch ein „Seemanns-Frauenheim“ mit Familienzimmern eingerichtet.

Bremen war früher eine wichtige Drehscheibe etwa für den Wechsel von Besatzungsmitgliedern, die tage- und teilweise auch wochenweise im Seemannsheim übernachteten, um auf ihr nächstes Schiff zu warten. Doch die Zahl der Schiffsanläufe in der Stadt ging in den vergangenen Jahrzehnten drastisch zurück – und damit auch die Auslastung des Heimes.

Um einen wirtschaftlichen Betrieb möglich zu machen, wurde bereits vor 20 Jahren ein Teil des Gebäudes für damals 1,1 Millionen D-Mark verkauft. Heute ergänzt ein Freizeitclub mit Billard, Internet und Telefon-Verbindungen nach Übersee das Heim, das in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre umfangreich saniert wurde – auch mit den Erlösen aus dem Verkauf.

Als ältester Organisation ihrer Art in Deutschland blickt die Bremer Seemannsmission auf eine gut 160-jährige Geschichte zurück. Bereits im Oktober 1854 hatte das Bremer Handelshaus Friedrich Martin Vietor und Söhne am Stephanikirchhof ein Haus für die Besatzung seiner Schiffe eröffnet, „um dem ehrenwerten Stande der Seeleute“ beim Landaufenthalt eine angenehme Zuflucht zu gewähren, und „sie davor zu bewahren, ihren sauer erworbenen Verdienst leichtsinnig zu vergeuden“, wie es in der Hausordnung hieß.

Das Haus am westlichen Ende der Bremer Innenstadt hat derzeit 55 reguläre Betten und ist Teil eines internationalen Netzes der Deutschen Seemannsmission. Sie hat ihre Zentrale ebenfalls am Jippen. (epd/taz)