Kontrollorgane außer Kontrolle

Daily Dope (731) Immer mehr nationale Antidopingagenturen begehren gegen die Wada aufund fordern einen Ausschluss russischer Athleten von den Winterspielen in Pyeongchang 2018

Der Wada-Chef ­Reedie lobt die russischen Fortschritte

Als große Autorität wurde die Welt-Anti-Doping-Agentur noch nie wahrgenommen. Doch in den vergangenen Tagen sieht sich die Wada massivem Druck von ihren Unterorganisationen ausgesetzt.

Bereits vergangene Woche kritisierte Wada-Chef Craig Reedie auf der IOC-Session in Lima den Appell von 17 nationale Antidopingagenturen, russische Athleten von den Winterspielen 2018 in Pyeongchang auszuschließen. Die Nados würden den Fortschritt in Russland nicht anerkennen, das sei ein Fehler, schimpfte Reedie. Vor einem Jahr hatte die Wada noch selbst den Ausschluss Russlands von den Sommerspielen in Rio gefordert.

Abschreckenden Charakter hatte die aktuelle Kritik von Reedie nicht. Am Dienstag teilte die iNADO, der Zusammenschluss von 68 nationalen Antidopingagenturen, mit, elf weitere Nados hätten sich für einen Ausschluss Russlands ausgesprochen. Damit erhöhte sich die Zahl der Befürworter auf 28 Nados.

Das russische Olympiakomitee ROC habe „bestenfalls fahrlässig gehandelt angesichts der Korruption im Antidopingprogramm der Rusada (russische Antidopingagentur)“ heißt es in der neuesten iNado-Mitteilung: „Im schlimmsten Fall aber war es ein Komplize oder sogar der Aktivposten. […]Für dieses grobe Fehlverhalten muss es Konsequenzen geben.“

Seit Sommer halten sich bereits nachhaltig Gerüchte, das Internationale Olympische Komitee (IOC) wolle Russlands NOK mit einer Strafzahlung von 100 Millionen Dollar recht milde für die massiven Dopingvergehen bestrafen. In diesem Zusammenhang dürften auch die personellen Verstrickungen zwischen IOC und Wada ihre Wirkung entfalten. Bereits im vergangenen Jahr hatten 18 Nados eine strukturelle Reform der Wada gefordert. Bemängelt wurde vor allem die fehlende personelle Unabhängigkeit der Wada. Reedie dürfe nicht zugleich im IOC und im Kontrollorgan Wada mitwirken, hieß es damals. Zwei IOC-Kommissionen befassen sich derzeit mit dem staatlich gestützten russischen Dopingsystem. Nach Auswertung der Berichte – noch vor Beginn der Wintersportsaison – will das IOC über Konsequenzen entscheiden. jok