LeserInnenbriefe
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Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von Leserbriefen vor.

Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Pflaumenkuchen für Die Wahrheit

betr.: „Das Wetter“, taz. Wahrheit

Wer, liebe Redaktion, schreibt denn diese wunderbar skurrilen Texte, in denen täglich mindestens ein nie gehörtes aber unvergessliches Wort – wie heute „Koniferenzwang“ – vorkommt? Wenn’s ein/e Hamburger/in ist, back ich ihm/ihr umgehend ’ne Platte Pflaumenkuchen. ROLF NIEMEYER, Hamburg

Mehr Infos, mehr Aufklärung

betr.: „Notfalls durch alle Instanzen“, taz vom 15. 9. 17

Vielen Dank für den informativen Artikel zur Rechtslage bezüglich Abtreibungen. Mir war nicht bekannt, wie weit das Werbungsverbot für den Eingriff die Ärzte und die hilfesuchenden Frauen behindert, Informationen zu geben und zu erhalten.

Auch insofern brauchen wir über die Medien regelmäßig zu diesem Thema mehr Infos und Aufklärung.

LUCIA ALEKNA-HANSEN, Hamburg

Stolz auf Einwanderer

betr.: „Stolz auf Deutschland“

In Wahlzeiten von CDU/CSU, FDP, manchmal auch SPD, Floskeln die zum Himmel schreien. Wie stolz wir auf Deutschland sein können. Ich frage mich, worauf kann ich, können wir stolz sein?

Ein Flughafen, der seit Jahren nicht fertig wird, eine Airline die fertig ist und eine Automobilindustrie, die toxische Autos herstellt unter Leitung krimineller Manager. Damit ich dann „richtig stolz“ werden kann, erlebe ich Pegida, Identitäre, Reichsbürger und AfD. Ich kann nur noch auf Einwanderer und Flüchtlinge stolz sein, die an diesem maroden Deutschland keine Schuld haben. PETER TRENN, Berlin

Mitmenschenfrauen ohne Macht

betr.: „Zwischen den Alphatieren“, taz vom 18. 9. 17

„Merkel bewundern – seit 2005 ist Macht nicht mehr männlich.“ Ups, danke, hatte glatt vergessen, dass ich bis 2005 Macht hatte. Aber, Moment, wie kommt’s, dass meine Mitmenschenfrauen nix von Merkels Macht haben? Liegts vielleicht daran, dass Merkel gar keine Macht hat? Weil doch die Macht von den Chefsesseln ausgeht, denen der Wirtschaft. Vergessen? Aber auch nicht schlimm, denn Frauen hätten sowieso nix von Bossinnen, so wie Männer nix von Bossen haben. Was man/frau aber daraus lernen könnte: Feminismus ist wie Nationalismus, Nationalismus des Geschlechts, er korrumpiert, verhindert politisches Denken und verleitet eineN dazu, sich gegen seine eigenen Interessen zu verhalten. THOMAS MOSER, Berlin

In der Bewertungsfalle

betr.: „Das Grundschulabitur“, taz vom 16./17. 9. 17

Der Artikel hat in beklemmender Weise gezeigt, wie Kinder in die „Bewertungsfalle“ geraten. Noten bekommen die Funktion, Kinder auf- oder abzuwerten und Eltern übernehmen diese Zuordnung aus Angst, das erträumte Ziel nicht zu erreichen. In Schleswig- Holstein gibt es – leider – wegen der Jamaikakoalition wieder eine Schulartempfehlung, aber der Besuch einer Gemeinschaftsschule hält die schulische Entwicklung der Kinder offen. Nach meiner Erfahrung starten die Kinder motiviert in den neuen Schulabschnitt und die heterogen zusammengesetzten Klassen lassen die Kinder unterschiedliche Begabungen erleben und akzeptieren. Eltern unterstützen bestenfalls ihre Kinder, sind aber nicht der verlängerte Arm der Schule, um Inhalte neu zu erlernen. BIRGIT PAUSMER, Elmshorn

Es waren lächerliche Jahre

betr.: „Das Grundschulabitur“, taz vom 16./17. 9. 17

Die Welt, die Margarete Moulin beschreibt, ist eine völlig andere, als die, in der ich in die 5. Klasse kam. 20 Jahre ist das jetzt her. Ich konnte vor der Grundschule lesen und etwas schreiben und bekam eine Realschulempfehlung. Nach der 4. Klasse ging ein Einziger aufs Gymnasium. Und das war für alle völlig in Ordnung. Gut, ich wuchs fernab einer Großstadt auf, in einer weißen Gegend mit niedrigem Akademikeranteil, und ich weiß noch, dass ich gar kein Interesse am Gymnasium hatte. Bis mir am Ende von zwei Jahren Realschule mein Klassenlehrer sagte, ich müsse jetzt aufs Gymnasium. Ich habe das für einen Scherz gehalten (er war Alkoholiker und redete oft Unsinn), außerdem hatte ich keine sehr guten Noten. Aber dann hat die Schule zu Hause angerufen und die Sache war geregelt. Argument: „Da lernst du, mit dem Kopf zu arbeiten.“

Auf dem Gymnasium waren sie dann, die Ärzte-, Anwalts- und Lehrerkinder, die ihren Platz einzig und allein dem Beruf ihres Vaters zu verdanken hatten. Und als ob man an dieser Schule jemals erklärt hätte, dass es „ich gehe zu Aldi“ heißt und nicht „nach Aldi“. Als ob sie jemals erklärt hätten, wie ich mich besser konzentrieren könnte, als man mir ADHS unterstellte. Es waren lächerliche Jahre. Mit Helikoptereltern, noch mehr reinem Wissensabfragen und noch systemtreueren Lehrern wäre ich sicher in einer Klinik gelandet. Früher war ich Waldorf gegenüber sehr skeptisch, aber die taz-Autorin und ihre Familie haben sich bestimmt richtig entschieden. Ich habe für das reguläre System nur Verachtung übrig. 99 Prozent der Länder weltweit machen es anders – kann das so falsch sein? Wobei es hier in Indien eine starke Kluft zwischen Regierungs- und englischsprachigen Privatschulen gibt. Auf Letztere gehen nur Kinder reicher Eltern, da sind die Noten völlig egal. Das ist natürlich auch nicht besser als der deutsche Irrweg. ANDREAS STOLTE, Bengaluru, Indien