: OFF-KINO
Off-Kino
Lars Penning
Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet
Kürzlich verstarb mit dem amerikanischen Regisseur Tobe Hooper eine zentrale Figur des Splatterfilms der 70er Jahre. Mit seinem Klassiker „The Texas Chainsaw Massacre“(1974) erfuhr die Darstellung von Gewalt im Kino eine neue Qualität. Der Film um einen maskierten Kettensägenmörder, der Teenager zu Wurst macht, funktioniert auch deshalb so gut, weil der Low-Budget-Trash so schlicht und amateurhaft – und damit so real – wirkt. Der routinierte Griff, mit dem der Metzger seine Opfer auf Fleischerhaken spießt, bleibt unvergesslich. In späteren Jahren zeigte sich dann, dass Hooper eigentlich kein guter Regisseur war: In dem mit viel höherem Budget gedrehten zweiten Teil bekam er nicht einmal eine ordentliche Parallelmontage hin (OF, 15. 9., 22.15 Uhr, Sputnik Südstern).
„Wir versagen nicht und wir klagen nicht, wenn man uns die Hoffnung lässt“, singen Willy Fritsch, Lilian Harvey und Willi Forst in Paul Martins „Ein blonder Traum“ (1932), eine klassische Ufa-Musikkomödie, in der die schlechte Situation der Bevölkerung während der Weltwirtschaftskrise einen Widerhall fand. Beruflichen Erfolg und Wohlstand mochte man niemandem versprechen, das kleine private Glück hingegen schon. So muss auch die Zirkusartistin Jou-Jou (Lilian Harvey) ihre Träume von der großen Hollywoodkarriere begraben, doch dafür wird sie in einem ausrangierten Eisenbahnwaggon mit dem Fensterputzer Willy Fritsch glücklich (17. 9., 20.15, Babylon Mitte).
Die bekanntesten SchwarzWeiß-Fotos von Robert Doisneau präsentieren ein nostalgisches Postkartenklischee von Paris gleich das Leben der sogenannten kleinen Leute in den Vororten der 1940er und 50er Jahre. Doch die Menschlichkeit dieser Fotos entsprach ganz der Persönlichkeit des 1912 geborenen Fotografen. So stellt ihn jedenfalls seine Enkeltochter Clémentine Deroudille in ihrem Dokumentarporträt „Robert Doisneau: Das Auge von Paris“ vor: ein freundlicher Mann, der die Menschen mochte und das Schöne im Hässlichen sah. Es ist ein Verdienst Derondilles, dass ihr Film auch seine weniger bekannten Seiten zeigt: die verhasste Zeit als Werksfotograf bei Renault, seine Modefotos und die Porträts berühmter Zeitgenossen. Auch Doisneaus extensive Experimente mit der Farbfotografie erlangten nie größere Popularität: Seine Farbaufnahmen von menschenleeren Pariser Vororten entsprachen so gar nicht der Vorstellung, die sich die Öffentlichkeit von seinen Bildern gemacht hatte (OmU, 14. 9., 16 Uhr, 17. 9., 15.30 Uhr, Bundesplatz Kino, 16.–17. 9., 12.30 Uhr, Tilsiter Lichtspiele).
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