LeserInnenbriefe
:

taz.die tageszeitung | Rudi-Dutschke-Str. 23 | 10969 Berlin

briefe@taz.de | www.taz.de/Zeitung

Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von Leserbriefen vor.

Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Natürlich verkraften Kinder Kritik

betr.: „Jemand meckern?“, taz vom 29. 8. 17

Befürworter einer Bildungspolitik, die die kritiklose Hinnahme der katastrophalen Aussprache und einer völlig falschen Orthografie fordern, sollten sich im Klaren darüber sein, dass Schüler, die von vornherein falsch, und ich betone „falsch“, schreiben lernen, nicht ewig jung bleiben und die Frage offen bleibt, ob sie diese falsche Rechtschreibung je wieder korrigieren können. „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr.“

Die falsche Rechtschreibung drückt zu Recht die Pisa-Studie, und die Ausbildungsbetriebe haben das Recht, diesen Makel als nur einen Kritikpunkt der gesamten Allgemeinbildung anzumerken. Man hat später Bewerbungsschreiben und auch Geschäftsbriefe zu verfassen, ebenso ist des Öfteren Korrespondenz mit Behörden, Versicherungen und vieles mehr vonnöten. Dabei sei angemerkt, dass es gefährlich ist, sich auf das Rechtschreibprogramm seines Computers zu verlassen. Alle Pädagogen, die hier ein regelrechtes Vergehen an den Kindern befürworten, sollten sich im Klaren darüber sein, dass auch Kinder mit Beginn des Schuleintrittsalters lernen können, dass nicht alles im Leben mit Zuspruch reflektiert wird, dass Kritik zum Leben gehört und dass man aus Fehlern nur lernt. Kinder sind lern- und auch kritikfähiger als sehr viele Erwachsene. Diese regelrechten Fehler in der deutschen Sprache haben sich mittlerweile so weit durchgesetzt, dass selbst Moderatoren und Nachrichtensprecher in den deutschen Sendeanstalten beispielsweise den Dativ sowie den Unterschied zwischen „dasselbe“ und „das Gleiche“ nicht mehr richtig anwenden können. Der deutsche Steuerzahler finanziert zum Glück die nahezu gesamte Bildungspolitik der Schulzeit von der Grundschule bis zum Abitur, da hat er auch das Recht, eine korrekte und solide Schulbildung geliefert zu bekommen. GEORG DOVERMANN, Bonn

Der WDR vergisst nationales Recht

betr.: „Zwangsabgabe für dürftige Krimis“,taz Leserbrief vom 29. 8. 17

Der Leserbriefschreiber bringt es auf den Punkt: Die Öffentlichen versäumen es, darüber aufzuklären, wie in Brüssel Politik gemacht wird! Besonders auffallend ist das im Zusammenhang mit der Dieselproblematik. In den WDR-Nachrichten wurde ständig von den „zulässigen EU-Grenzwerten“ gesprochen. Kürzlich war in einer Sendung sogar die Rede von „den von der EU erlaubten Grenzwerten“ und „der Einhaltung der Grenzwerte, die die EU sich wünscht“. Derartige Formulierungen sind falsch und irreführend. Sie sind Wasser auf die Mühlen der EU-Gegner. Mit solchen Meldungen wird die Verantwortung für unliebsame Regelungen auf die EU verlagert. Die komplizierten Mechanismen in der EU (Kommission, Parlament, Rat) scheinen dazu zu führen, dass ungenau formuliert wird. Die EU kann in der Luftreinhaltung nichts erlauben. Am Ende der Verhandlungsprozesse stehen gemeinsame Entscheidungen, meistens EU-Richtlinien, die aus sich heraus nur sehr selten eine Wirkung entfalten. Maßgebend ist die Umsetzung in nationales Recht. Demnach müsste gesagt werden: „die nach deutschem Recht geltenden Grenzwerte“. Eine Überschreitung der Grenzwerte ist demnach ein Verstoß gegen nationales Recht. REINHOLD GÖRGEN, Bonn

Justiz! Nicht Deutschland AG!

betr.: „Basis will mehr „grünes Profil“, taz vom 28. 8. 17

Ich kann den Äußerungen des Herrn Hartmut Bäumer nur in jeder Beziehung zustimmen:

Wie schon im Zusammenhang mit den hoch kriminellen Aktivitäten der Deutschen Bank, welcher Justiz und Politik jahrelang tatenlos zusahen, versagen Justiz und Politik nun erneut im Zusammenhang mit den kriminellen Aktivitäten der deutschen Automobilindustrie und der dort persönlich Verantwortlichen. Nicht nur der Rechtsstaat ist in Gefahr, sondern die Demokratie insgesamt, wenn der letzte Rettungsanker der Demokratie, nämlich die Justiz, sich zu einem Teil der Deutschland AG machen lässt. Gerade die Grünen müssen „Flagge zeigen“ im Dieselskandal. Ansonsten werden sie konturlos im Bundestagswahlkampf untergehen. REINER FUELLMICH, Göttingen

Grüne verschmähen jede Würze

betr.: „Basis will mehr „grünes Profil“, taz vom 28. 8. 17

Die Grünen haben vor einiger Zeit unter ihren Mitgliedern eine Umfrage gemacht, welche Themen für die Bundestagswahl auf die Liste kommen sollten. Anscheinend ist dabei das Thema Dieselskandal nicht unter die vorderen Plätze geraten, denn sonst müsste der Bundesvorstand nicht jetzt Kritik einstecken für sein in diesem Punkt schwaches Wahlprogramm. Wie kann es sein, dass der drohende Wertverlust von Millionen Dieselautos oder, noch wichtiger, die bedrohte Gesundheit von Millionen Großstadtbürgern nicht in jeder Wahlkampfrede der Grünen als Menetekel vorkommt? Die Grünen könnten hier punkten, wenn sie denn wollten. Aber sie leiden offenbar an einer Beißhemmung, was die Dieselkrise betrifft. Insofern sind die „vier Verkehrsexperten“ der grünen Basis mit ihrem Mahnschreiben an die Parteiführung zu Recht (aber vielleicht nicht mehr rechtzeitig) aktiv geworden. Aber es stünde den Grünen gut an, wenn sie laut und deutlich sagen würden, was eigentlich notwendig wäre, und nicht, wie der Parteivorstand in seiner Antwort an die „vier von der Basis“, sich damit zufrieden geben, zu behaupten, dass sie diese Forderungen „in ähnlicher Art und Weise vertreten“. Jede/jeder weiß inzwischen, dass der Grünen-Wahlkampf zu lasch ist – hier liegt die Würze aber gepfeffert bereit.

JÜRGEN KLUNKER, München