LeserInnenbriefe
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Die Welt ist noch in Ordnung

betr.: „Die eine Frage“, taz-Kolumne von Peter Unfried

Der Leserbrief von Thomas Damrau in der Ausgabe vom 9./10. September zur Kolumne „Die eine Frage“ veranlasst mich zu einer Anmerkung, die ich schon lange machen wollte.

Jeden Sonnabend, wenn Herr Unfried mit seiner Kolumne an der Reihe ist, schlage ich als Erstes diesen Artikel auf und suche den Namen Kretschmann. Und siehe da, mit größter Zuverlässigkeit taucht dieser Name, eingerahmt durch allerlei anderes Geschwurbel, mindestens einmal auf.

Diese Konstanz und Regelmäßigkeit rettet meinen Tag: Die Welt ist noch in Ordnung und bleibt auch wie sie ist. 1.000 Dank.

Die von Herrn Unfried (ein Mann mit einer Mission!) dringlichst geforderte Revolution bleibt auch diese Woche aus, wobei ich eh nicht verstehe, was daran grundstürzend sein soll, wenn zum Beispiel zwei bürgerliche Parteien wie in Baden-Württemberg eine Regierung bilden – Gott sei Dank auch hier alles beim Alten.

Ich freue mich auf viele weitere Kolumnen dieser erhellenden Art. ANNE RENNEMEIER, Hamburg

Kritische Meinungen zu Migration

betr.: „Migration endet oft tödlich“, taz-Leserbrief vom 12. 9. 17

Anders als Herr Bergmann bin ich sehr wohl der Ansicht, dass auch kritische Meinungen in Bezug auf Migration in eine linkspolitische Zeitung wie die taz gehören. Denn linkspolitischer Journalismus bedeutet nicht einseitige positive Berichterstattung. Gerade linkspolitisches Gedankengut beruht auf einer differenzierten und diskrepanten Darstellung von kontroversen Themen wie zum Beispiel Migration.

Vielmehr sind Pauschalurteile über Migranten und Bevölkerungsgruppen wie „Alle Migranten sind schlecht“ rechtsorientiert. Daher ist es richtig, dass die taz eine gewisse Ausgewogenheit in der Berichterstattung anstrebt. JULIA ENGELS, Elsdorf

Aromablasses Zeug in Plastik

betr.: „Warum die Beeren so billig sind“, taz vom 6. 9. 17

Dass diese Beeren gekauft werden, verstehe ich nicht, es ist ein steriles aromablasses Zeug, in Plastik, dem man die unnachhaltige und ungerechte Herkunft ansieht, wenn man einfach nur den Kopf einschaltet!

Him-, Heidel- und fast alle besonders leckeren Beeren wachsen in Deutschland, während der Saison schmecken sie dann auch echt gut! Seit Jahren schon werden diese auf viel Wasser und Schatten angewiesenen Früchte in den Halbwüsten Südspaniens mit afrikanischen illegalen und halbillegalen Landwirtschaftshelfern angebaut und Tausende von Kilometern mit Lkws, von denen es auch längst zu viele gibt, in unsere angeblichen „Super“märkte – ich nenne sie Lebensmittelvernichtungszentren – gebracht!

Seit einem Monat esse ich fast nur Äpfel (vorher viele Brombeeren), ein paar Zwetschgen, Aprikosen, Mirabellen, demnächst heimische Trauben, bald sind die heimischen Kastanien reif! Geht mir dadurch Genuss verloren? Vice versa!

Ich esse ganzjährig Schokolade und trinke grünen Tee und manchmal auch Kaffee, nur damit klar ist, dass ich nicht nur heimische Produkte verzehre. Nur diese Perversionen, die niemandem etwas bringen, selbst wenn sie schmecken würden, sie schaden allen Beteiligten außer den Konzernspitzen!ANNETTE WEBER, Heusenstamm

Wirbelstürme fegen nicht

betr.: „Noch schneller als Irma“, Titelseite der taz vom 8. 9. 17

Eine kleine Korrektur zu eurem Aufmacher am 8. September, weil das so oft falsch gemacht wird. Ein Wirbelsturm „fegt“ und „rast“ grundsätzlich nicht, er zieht mit der Geschwindigkeit eines Radfahrers über Meer und Land. Sonst würden die Betroffenen ja auch nicht tagelang auf ihn warten, sondern er wäre in ein paar Stunden da und wieder fort.

Das Bild kennt doch jeder aus Katastrophenfilmen oder TV-Nachrichten: Die Sturmsäule scheint fast zu stehen. Die Geschwindigkeit meint immer nur das Tempo, mit dem sich die wirbelnden Luftmassen um das windstille Auge des Sturms drehen. Ein Hurrikan bewegt sich also äußerst langsam vorwärts, dreht sich aber mit einer verheerenden Geschwindigkeit. Daher die Zerstörungen. REINHARD VON STRUVE, Bergisch Gladbach

Zündeln ohne Feuerlöscher

betr.: „Hurrikane gegen die Armen“, taz vom 11. 9. 17

Ich halte diese Kommentierung für zu oberflächlich. Die Ursache der Erderwärmung liegt im Zündeln beim wirtschaftlichen Wachstum, ohne den Feuerlöscher mitentwickelt zu haben. Wir können ja gern auch die nächsten Stürme „Super-Trump“ oder „Donald“ nennen. Nach diesen Erfahrungen wird der amerikanische Präsident bestenfalls als der letzte Klimawandel-Leugner in den Büchern stehen. Denn niemand ist in der Lage, den Atlantik zurückzukühlen oder die Ozonschicht zu reparieren.

Ich habe mein Auskommen beim Verkauf von Flugtickets gehabt: Die Tatsache , dass sieben bis neun Prozent der CO²-Belastung dem unbegrenzten Flugverkehr zuzuschreiben sind, wird gern verdrängt (und ist natürlich auch ein Anschlag der Reichen auf die Armen der Welt). Aber ich habe den Eindruck, dass „wir“ – Politik und Gesellschaft und dabei insbesondere die selbstständig Denkenden – sich gar nicht vergewissern konnten, ob ihr Zug auch noch eine Notbremse besitzt. Selbst die Grünen verhandeln nur mit dem Lokführer, gibt es überhaupt einen oder geht alles schon automatisch? DIETMAR RAUTER, Kronshagen